Es gab eine neue Buchidee, geplant war, damit in diesem Winter zu beginnen. Ich habe das Projekt sterben lassen und verstanden, dass es neben den geschriebenen und veröffentlichten Büchern auch die ungeschriebenen gibt. Gute Ideen, beflügelt sein, fast greifbar schon, bebrütet, sie lange mitgetragen in mir und dennoch, es wird sie nicht geben.
Diesen Herbst habe ich einen Rosenbusch betrachtet. Eine kleine Blüte war noch da, halb geschlossen, wunderschön, mit dem ganzen Potenzial, eine prächtige, große Rose zu sein, ganz entfaltet und duftend. Es war zu spät im Herbst, zu wenig Sonne, um noch aufzublühen. Das ist Herbst, er hat mich gelehrt, dass manches in diesem Zyklus nicht vollendet wird, sich nicht umsetzt. Und, dass es auch nicht auf das nächste Jahr verschoben werden kann. Die Rose wird verwelken, so klein und ungeöffnet wie sie ist. Und es ist stimmig. Mein Buch ist wie diese kleine Rose, es bleibt ein ungeschriebenes Buch und es passt gut so. Damit macht es freie Winterzeit, projektfreie Zeit. Es war wie die Erlaubnis, die nicht im Aussen umgesetzten Projekte schön zu finden, zu würdigen, sie als gleichwertigen Teil des Rosenbusches, meiner Gesamtkreativität, meines Weges anzuerkennen. Nicht alle Innengeschichten müssen eine Umsetzung im Aussen finden. Und doch sind sie da. Es könnte sogar sein, dass sie sich, weil sie keine feste Form haben, in den Raum verströmen wie ein Duft.