Die Welt als Spiegel – Medicine Walk

Manchmal gehe ich aus der Haustüre, über die Schwelle, wie bei einem Medicine Walk. Raum und Zeit, bis ich wieder über die Schwelle zurückkomme, sind magischer Raum und Orakelzeit. Ich gehe über die Schwelle mit einem Anliegen, einer Widmung, einer Frage, wie auch immer. Manchmal ist es der Weg zur Edeka, zum Stall, manchmal die Fahrt nach München – es geht alles, weil das Werkzeug, der Medicine Walk, immer greift.
Diesmal wollte ich etwas von der Kraft sehen, die mich im Moment gut trägt. Und in einen Spiegel schauen. Was sagt mir die Welt über mich? Was sehe ich im Spiegel?

Zuerst finde ich einen Thron im Schaufenster. Dann lädt die Gwandnerin von Landsberg mit anderen ein ins Rathaus. Fülle erwartet mich, alles ist bunt und schräg. Brüche, kurioses, wie die riesigen Gemäldeschinken an der Wand und die seltsam gekleideten Leute davor.

Ich koste Blüten an der Tafel.

Und sage dem veralteten Rat meine Meinung.

Wo bin ich denn hier gelandet? Ein kurios-üppiges Setting. Ist das die Medizin meiner Tage? Im Café am Lech geht es weiter – Begegnungen, die seltsam sind. Ich erkenne mich wieder, schaue in Spiegel. Wieder erzählen sie mir vom etwas Verrückten und Schrägen. Mit großer Selbstverständlichkeit bewegen sich heute alle in diesem Feld. Sie scheinen es selbst gar nicht wahrzunehmen oder sie kosten es aus und spielen damit. Merk-Würdiges tanzt souverän an den Linien entlang, an denen etwas kippen kann.

Mein Medicine Walk beschert mir unvergleichlich mehr Bilder als sonst. Es ist einer, bei dem ich leicht irritiert bin, viel schmunzle, staune, mich frage, ob ich spinne, zwischendurch nicht weiß, was wirklich wirklich ist und das Leben köstlich bunt finde.
Ich nehme die Lust und die Erlaubnis mit, so eigen zu sein, wie ich eben bin, mit allen Brüchen und Widersprüchen, allen Farben, dem vielen Verschiedenen, das gleichzeitig da sein darf.