Was tun?

In den Winter hinein wollte ich Geschichten erzählen. Weil das nicht mehr so einfach geht, braucht es andere Wege. So habe ich beschlossen, Geschichtentreffen an ungewöhnlichen Orten zu machen. Dranbleiben, weitermachen, wenn nicht auf die eine Weise, dann eben auf eine andere. Einfallsreich werden. Vernetzung leben. Ich will auch sichtbar bleiben und das machen, was mir wichtig ist. Diese Zeiten fordern vielleicht neue, ungewöhnliche Wege, um unsere Wahrheit zu sprechen oder unsere Medizinkraft weiterhin leuchten zu lassen. Vielleicht durch Spalten hindurch und in Lücken hinein.

Deshalb mache ich in einem schrägen Gewächshaus eine Werbeveranstaltung und nenne es ein erzählendes Verkaufsgespräch.
Auf der Waldlichtung, wo die Geistertänzerinnen tanzen – extra wie mir scheint – da sitze ich vor dem kleinen Hüttchen und erzähle den Füchsen und den Sternen die Geschichten, die ich tagsüber gepflückt habe. Wenn jemand vorbeikommen sollte, dann ist es mir auch recht, weil das Vor-sich-Hinreden ja niemanden aufregen braucht.

In einer riesigen Trödelscheune an der Bundesstrasse im Irgendwo erzähle ich den Tsukumogami Geschichten und all den noch jüngeren Dingen, die mir wiederum so viele Geschichten schenken. Tsukumogami sind japanische Schrate. Sie waren einmal Gegenstände und mit ihrem hundertsten Geburtstag werden sie lebendig. Solche gibt es in der Scheune einige. Der ganze Ort ist etwas amerikanisch und eigen, die alte Tenne neben einem Truck Stop am Highway Richtung Alpen. Wer mich in der Tenne sprechen hört, kann gerne zuhören. Zufallsgeschichtenfäden spinnen sich in den Raum.

In alten Häusern den Mäusen und Spinnen Geschichten erzählen

Es gäbe noch den Marktplatz, eine alte Kutsche oder Tankstellen und Waschsalons, falls sie geöffnet haben. Das wäre dann wie in „Stranger than Paradise“ und ungefähr so alt wie „Lebe wild und gefährlich“. Verlassene Fabrikgebäude, Pferdeställe … da kommt doch ein illustres Publikum zusammen.