Worthäuser

Was, wenn uns Wörter und Worte serviert und eventuell eingetrichtert werden, die uns nicht guttun, die nicht bekömmlich sind? Dann braucht es bewusst eine andere Wortnahrung. Dafür könnte ein Worthaus entstehen, genauso wie Geschichtenhäuser gut sind für wichtige Geschichten. Für die Ehrung und als guter Platz, um sich bei uns wohlzufühlen.

Ein Text-iles Sammelsurium von Wortpralinen und feinem Gewebe in einem Haus. Mit dem Gewebe ist es bei beidem so – es trägt oder auch nicht. Es ist strapazierfähig, löchrig, verwoben. Es kann fein oder grob sein. Es gibt dehnbare Wörter und ebensolches Gewebe. Der strukturelle Aufbau des Gewebes, von Wörtern und Stoffen, beeinflusst in entscheidendem Maße seine Eigenschaften.

Eine ganz andere Wörterschachtel ist meine uralte Reha-Schachtel für ausgelutschte Wörter, verdrehte, sinnentleerte … Es gibt sie immer noch. Ich lege die versehrten Wörter behutsam rein, mit Speis und Trank und je nach Pflegestufe bleiben sie dort entsprechend lange zum Erholen. In der Zeit spreche ich sie auch nicht mehr aus.

Mit jedem Wort geht ein Feld auf. Mit diesem Worthaus hier möchte ich manche Wörter ehren, andere rufen und ihre wohltuenden, erhellenden Felder dazu.
Wir könnten bei Besuchen auch in unsere Worthäuser schauen und inspiriert werden. Letzthin hat sich eine Freundin eine Pusteblume mitgenommen und ich habe mich für vogelfrei begeistert. Es scheint mir in der Mehrdeutigkeit gerade sehr passend.