Lebensfelder

Es ist die Zeit des Schnitterns. Der hohe Sommer wird langsam älter, die Zeit des Erntens und Schneidens ist gekommen.

Die Königin bereist ihr Land bis an die fernsten Grenzen, die Ähren küssen ihr Gewand, sie segnet sie alle mit reicher Hand. Wie golden sie stehen und glänzen. Die Quellen des Lebens fließen. Es ist ein sattes Genügen, Genießen. Die Königin reitet auf rotem Ross, hält auf der Mittagsheide, als sie die Schnitterin sieht, im wehenden Kleide. Die Sensenfrau summt eine alte Weise, sie erzählt vom letzten Ziel einer jeden Reise.

Lebensfelder abgehen, die Sichel in der Hand und schauen, für was es Zeit ist. Ernten, segnen, stehen lassen, was noch nicht reif ist oder die Sichel dort ansetzen, wofür es Zeit ist zu gehen, etwas runden …
Entscheiden – klar und scharf. Die alte Schnitterin ist an unserer Seite, die Sensenfrau, Santa Muerte. Was bleibt, was geht? Was schnittern wir, was ernten wir, was kompostieren wir? Was bleibt auf dem Feld stehen, vielleicht für die Roggenmuhme?

Dieses Jahr schnittere ich das wuchernde Tun – Bewegen – Wollen – Aktivsein …, um Boden zu schaffen für das Geschehenlassen – Lauschen – Empfangen – Ruhen …
Ich setze die Sichel entschieden an. Sie ist geschärft.

 Bilder vom Schnitterinnengang mit Anke Rammé Firlefanz (https://www.anke-firlefanz.com)