Die Post gehört zu meinem Morgen. Was spült es es alles rein? Es gibt die magischen Posttage, alle Geschenke kommen gleichzeitig, freudige Überraschungen, kleine blaue Wunder, die Leertage, die so irritierend sein können, die Ahnungen, das Geräusch, wenn der Deckel klappert, Katalina, die es immer vor mir weiß. Die richtigen Blödposttage gibt es natürlich auch. Sie haben einen ganz eigenen Duft, der ihnen vorausgeht.
Irgendwann habe ich einen Postkasten gebaut und bemalt, richtig groß, damit das Leben mir viele Geschenke schicken kann. Es ist ein Welcome-Kasten. Extra international. Im Sommer lege ich Blumen rein und ab und zu räuchere ich ihn aus. Es ist ein Zwischenreich für das, was von aussen in mein Leben fliegt oder getragen wird.
Seit ich den Welcome-Kasten habe, sind die Überraschungen köstlicher geworden, größer auch. Jetzt kann man auch Weinflaschen, Pakete, Klamotten, Bücher und noch viel viel mehr in den Kasten stecken. Es geht so mühelos, sagt der Briefträger. Die Klappe ist offen – welcome – den Weg zu mir breit gemacht, den Kasten groß.
Post aus Kirgistan, mit Siegel, im Plastiksack, Zollverwicklungen. Ich sehe die Jurten, das Einpacken, die Leute, die mir schreiben. Der Plastiksack, er ist auf Pferden, baumelt am Sattel, bringt Shamalduft und Geschichten, fährt durch Bishkek, fliegt, landet in Moskau und irgendwann in meinem Welcome-Kasten.
