Zum Festival von Women and Earth hat sich eine Frage hergetanzt. Die Frage nach einem festlichen Gewand, das für Zeremonien taugt, das mich repräsentiert als Mensch aus dem und dem Kulturkreis und Land, mit dem, was mich ausmacht, den Kräften des Landes, den ökologischen Ahnen, den Bergen, Flüssen, meinen nährenden, kraftvollen Wurzeln, meinen Bezügen, meinen Flügeln.
Die Menschen, die eingebunden sind in ihre Tradition kommen ja oft so wunderbar gewandet daher, die AltaierInnen, die NomadInnen, die First Nations Nordamerikas oder die Hiesigen mit ihren Trachten. Und ich? Das war die Frage. Wie sieht mein Festgewand aus? Da wird es schwierig. Was stelle ich wie zusammen, so, dass es wirklich zu mir passt? In welcher Gewandung fühle ich mich mit allem repräsentiert? Es ist uneinheitlich geworden. Da gibt es das Bayrische, meine Heimat, mit Teilen meines Dirndls und dem Schariwari für die Tierkräfte und die Kräfte des Landes. Etwas Asiatisches musste dazu, mein altes Spiegeljäckchen aus dem Hindukusch. Und dann der Doktorinhut aus Blumentöpfen, der so koreanisch anmutet. Die bayrische Clownin, die neben Bayern auch Asien so liebt.
Die Vorstellung, zu was ganz Wichtigem, Feierlichem in einem fernen Land eingeladen zu werden, hat mich so ein Festgewand zusammenstellen lassen. Gut, nun ist es nicht ganz so weit weg, sondern nur die Schweiz, aber immerhin. Es ist am Entstehen und Wachsen und je länger ich überlege, umso mehr will eingewebt werden – meine ökologischen Ahnen, wie Artemisia und die Himbeeren, Wölfe, Coyote, Katzen und Rabenvögel, der Großmuttergeist, die Highlands, in denen ich lebe, die Seen und Flüsse wie die Isar, die Ammer und die Licca, Buche und Hollerin, Hasel und das Weiß-Blau, die Rotnase, Polka-dots und Spiegel, Brüche, das Komische, Seltsame, das bayrisch Schräge und noch viel mehr. Langsam verstehe ich, wie es kommt, dass die Festgewandungen so viel wiegen.