In die Wintersturmkraft hineingehen. Der Wind ist schneidend, scharf. Es braucht Kraft und einen starken Atem. Halte ich dem Wind stand? Biegsam und stark? Winterwind fragt ab, ob ich gut vorgesorgt habe – gute Kleidung, gut genährt, sicher unterwegs, all das. Winterwind rüttelt an, ist mächtig und es braucht Energie, um draussen im Wind zu sein. Eisige Nordwinde lassen mich wissen, wie schnell ich verlorengehen könnte, wenn es mir an Reife fehlt.

„Wenn Du Deinen Sommer gut gelebt hast, wird der Winter gut zu Dir sein.“ Das habe ich in jungen Jahren in die Küche gehängt. Wer weiß – die Winteralte gibt keine Garantien. Sie hat mir das nie versprochen. Und doch, wenn es im Sturm ganz unwirtlich wird, dann spüre ich in mir sowas wie eine Herdstelle, ein Feuer tief drin das wärmt. Es könnte sich speisen aus gutem Feuerholz vom Sommer.
Unerbittlich, machtvoll, wild sind die Winterstürme. Warum sollten die Alten nicht genauso sein? So scharf, so züntig, manchmal brüllend wie der Wind, im heiligen Zorn. Wenn es reicht, wenn es ums Aufwachen oder Aufhören geht. Wenn es darum geht, verantwortlich den Platz einzunehmen als Königin meines Lebens. Im besten Fall als Winterälteste, die um ihre weiße Krone weiß, um ihr Vermögen, um ihre Macht.
