Stranger than Paradise

Morgen Teil II
Die heiligen Morgenzeiten mit Tee sind vorbei, das Lied gesungen und dann – kommt ein kleiner Bruch. ————-
Kaffeezeit im Supermarkt-Stehcafé. Stranger than Paradise – einer meiner früheren Kultfilme. Was im Film die Tankstelle war ist bei mir der Supermarkt. Dorfleute beim Einkaufen treffen, Einkaufswageninhalte analysieren, Lebensstudien betreiben. So könnte man es auch nennen.

He and me. Orakel-Spektakel in der Tasse. Brezen und Kaffee und oft die besten Ideen. Geniale Einfälle, für die ich viele Mantras singen müsste. Morgenratsch mit Gustav. Christa holt noch schnell was fürs Wirtshaus, mit der Soundso und dem XY Neuigkeiten austauschen oder den ewig selben Schmarrn bereden und die Absurdität auskosten, mit den Kaminkehrern über exotische Früchte plaudern, die Wetterlage besprechen, viel lachen. Die heiligen Morgenseitenzeiten in den Brotzeitmorgen hinübergeführt.

Im hohen Norden Kanadas sind die Supermarkt-Cafés oft der einzige Treff. Meist an Kreuzungen – eine Tankstelle, ein Supermarkt. Da sitzen die Alten, die First Nations, erzählen von der Jagd, von Potlatchs, vom Alltag, sie lachen, schweigen miteinander. Wir saßen stundenlang da, haben zugehört, es genossen und es war sehr vertraut. Wegen unserer Edeka und dem Stehcafé.
Diese kleinen Brüche, die bei anderen manchmal Irritationen hervorrufen, die liebe ich. Da wackeln die Podeste. Beiträge zur Entzauberung. Oder alltäglicher Wiederverzauberung. Wer weiß, wer weiß. Was mein Supermarkt ist, könnte auch die Leberkässemmel sein oder das Haarfärbemittel oder gleich alles zusammen. Ich finds really stranger than paradise.