Dorfplatz und Supermarkt

Die Supermärkte sind so etwas wie die alten Dorfplätze geworden. Dort, wo sich alle treffen, verweilen, austauschen. Vielleicht bin ich auch deswegen gerne im Edeka-Stehcafé, weil ich eigentlich die Dorftreffs mag. Ich lasse mich da gerne sehen, schaue wer vorbeikommt, wer sich dazustellt, ratscht, Einkauf, Tages- und Dorfgeschehen mit mir bespricht. Oder ich höre anderen zu und mache mir meine Gedanken.
Immer mehr siedelt sich an im Supermarkt, Schuster, Reinigung, Lotto und Paketversand und so wird der Dorfsupermarkt immer mehr zum Drehpunkt. Anfangs war ich sehr gegen den Supermarkt, aber da es bei uns keinen Laden gab und auch keinen besuchten Dorfplatz, habe ich mich angefreundet mit den neuen Gegebenheiten und stelle staunend fest, dass immer mehr Leute beieinander stehen, einfach so, auch ohne Einkäufe.

Und der Morgenweg dorthin ist ein rituelles Über-die-Schwelle-gehen.
Weil ich zu Hause arbeite und mir der Weg vom Bett zum Atelier zu kurz ist, lasse ich mir Wegerweiterungen einfallen. Es fühlt es sich gut an, mich umzuziehen, rauszugehen, Leute zu treffen, Wetter zu spüren und zum Arbeiten neu zurückzukommen. Licht, Bewegung, Zeit ausserhalb des Hauses bringen mich über die Schwelle ins Schaffensfeld.