Bemalte Wände – Einfallsreichtum oder Standard

Malgedanken, weil ich gerade in Hannover bin zum Seminar. Schamanische Kunst – Alltagskunst? Das gestrichene Schlafzimmer, mit dem ich sehr zufrieden bin, ist wohl Letzteres. Es ist kein rasend einfallsreicher Anstrich. Gelb mit weißem Sockel. Ich bin eher bequem, will schnell fertig werden, weil Streichen nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählt und Baustellen schon dreimal nicht. Deshalb die Einfachvariante und meine Zufriedenheit damit. Es ginge auch anders, es würde auch viel besser zu meinem Thema passen – Zauber und die schamanische Kraft im Alltag.

So sehen bemalte Wände in Bauernhäusern aus. Die Menschen haben die Sockel verziert, haben Geschichten und Schutzzeichen an die Wände gemalt. Manchmal waren alle Wände, die Häute des Hauses bemalt. Verschönerung und Magie. Heil- und Schutzzauber, Erfreuung, alltägliche Kunst.

Als Kind habe ich es auch so gemacht und eigenartigerweise in Spanien. Vielleicht, weil da die Muße da war und die Musen Lust hatten, mich beim Wandstreichen zu küssen. Lieder, Geschichten, geheime Botschaften habe ich auf Tisch und Wände gezeichnet als Kind, habe Kleider und Schuhe bemalt – das ist geblieben –, Rocksaumnotizen gemacht, Fenstersimse bemalt und gewusst, dass die Vögel meine Bilder sehen und lesen können. Am liebsten hätte ich mein Zimmer von oben bis unten bebildert und immer neue Geschichten darübergemalt. Warum nicht Kinderzimmer freigeben zur Bebilderung?