Kopfkino, Gedankenjahrmarkt, Hirnkirmes

Es könnte sein, dass jetzt niemand weiß, wovon ich rede. Vielleicht kenne es nur ich, das Kopfkino, die wilden Gedankenkarusselle. Es ist gerade eine gefährliche Zeit, große Kinowerbung, Jahrmarktsgeschrei, steigen Sie ein, nehmen Sie Platz, es geht gleich los.
Die Endphase vom Buch. Es ist unterwegs in Lettland, ich muss die Kontrolle loslassen, mein Teil ist getan. Vertrauen, abwarten. Die ideale Phase für Hirnkirmes. Was, wenn es nicht rechtzeitig kommt, wenn es auf dem Weg hierher verschwindet, nicht gut wird – Hirnverstrickungen, fiktive Gespräche und Handlungen, angedachte Mails, vorgedachte Abläufe, für andere gedachte Gedanken, es dreht sich, schnell, schwirrend. Und es ist kaum herunterzufahren. Gedankenspiele, Schreckensszenarien wie in der Geisterbahn, Theoriegebäude. Wenn an solchen Tagen dann noch der Toaster seinen Geist aufgibt und so tut, als wäre er ein Omen, dann ist es höchste Zeit, mit allen Mitteln aus dem Karussell auszusteigen.

Runterfahren, die Bilder ausatmen, spazierengehen und mir von anderen Spiegel holen. Eine sehr wirksame Medizin, die gut schmeckt, ist das Lachen der anderen, das so richtig von Herzen kommt, weil sie es überhaupt nicht nachvollziehen können und sehr sehr komisch finden. Das ist für mich wie das Zauberwort, die Knopf, der die Lichter im Kinosaal anknipst oder das Karussell zum Stehen bringt. Es gibt gerade viel zu lachen.