Es gibt eine kleine Frau in mir. Sie befindet sich etwas unterhalb des Bauchnabels. Sie bewegt mich. Dieses Mal sind es nicht die Fäden oder der Vogel. Immer mehr eintauchen ins Bewegtwerden. Tausend Dinge bewegen uns, unseren Körper, unsere Emotionen, unsere Aufmerksamkeit, unsere Entscheidungen, alles – ohne, dass wir uns dessen bewusst sind. Sie ziehen uns hierhin und dorthin. Da ist es überraschend, wenn etwas eingeladen wir, uns zu bewegen, wie Goldfische, Vögel oder andere Geister und es ob dieser Einladung einen wachen Geist gibt, der beobachtet wie dieses Sich-bewegen-lassen geschieht.
Die kleine Frau ist eine Tänzerin. Seltsam sieht sie aus, wie eine Himbeere. Sie ist viel beweglicher als ich es bin. Sie macht ganz unglaubliche Sprünge.
Im Aussen ist die Bewegung kaum sichtbar. Es fibriert nur. Beim Butoh sind wir in einer imaginären Gipsschale unterwegs, in der kaum Bewegungsspielraum ist. Der kleinen Frau in mir macht das nichts aus. Sie tanzt ganz wild, springt, macht einen Spagat in der Luft. Sie durchtanzt Steppenweiten und fliegt über Berge, sie springt über Felsen, ganz hoch hinauf in die Himmelsberge. Dann lässt sie sich von den Gebirgsflüssen hinunter in die sanften, grünen Hügellandschaften tragen und tanzt dort weiter. Der Innenraum in mir, den sie betanzt, ist groß und weit und kennt keine Grenzen.
Seit ich sie beim Butoh kennengelernt habe, kommt sie auch im Alltag, unangemeldet, und fängt an zu tanzen, ob es passt oder nicht.
Alle hätten so ein kleines Wesen in sich, sagt Doris. Sie weiß es, weil sie meine Butohlehrerin ist und sich damit auskennt.