Wenn In Between durchwandert ist, wenn eine neue Lebensabschnittsblume erblüht, dann sind wir angekommen – am nächstälteren Feuer. Was es bereithält, wer dort sitzt, was es uns für Erfahrungen machen lässt, das steht in den Sternen, vielleicht. Oder auch nicht, weil es noch gar nicht gewebt ist. Die Jüngste am nächstälteren Feuer sein, Grünstrumpfzeiten, Ahnungen, Neulanderkundung. Ist es das Schwarzmondfeuer? Die allererste Öffnungsbewegung einer neuen Lebensabschnittsblume. Es ist aufregend, es ist wie Frühling. So viel Neubeginn.
Im Langhaus des Dorfes, des Clans gibt es viele Feuer, die in einer Linie brennen. Das erste ist das Feuer der ganz kleinen Kinder. Sie dürfen dort lernen, wie man ein Feuer entzündet und hütet. Manchmal geht es aus, wird vergessen oder brennt wie ein Strohfeuer. Alles ist recht, so lernen die kleinen Kinder. Sie dürfen scheitern und ihre Erfolge werden gefeiert ebenso wie ihre misslungenen Versuche geehrt werden. Wenn alles gelernt ist, was an diesem Feuer zu lernen war, dann werden sie aufbrechen, um an das nächste Feuer zu gehen.
Die Feuer werden im Laufe der Jahre älter, die Glut wird tiefer. Irgendwann ist es Zeit, ans nächstältere Feuer zu gehen, um zu wachsen, um sich zu weiten, um tiefer zu gehen, weil der Ruf des Lebens erklingt, weil es einen Call gibt, weil es an die Türe unseres Sommerhauses klopft. Wehmut ist manchmal da. Abschied nehmen vom vertrauten Feuer, von den vertrauten Menschen, von einem vertrauten Platz. Wehmut auch bei den anderen. Einer der ältesten und erfahrensten Menschen wird gehen.
Dann folgt die Zeit zwischen den Feuern. Das alte ist hinter uns, das neue noch nicht zu sehen. In Between, alleine unterwegs für eine unbestimmte Zeit zwischen den Feuern. So lange, bis ein feiner Duft in der Luft liegt, ein Duft von Rauch und Feuer, ein Klang von Stimmen, Lachen, Liedern. Dann ist es nicht mehr weit, das nächstältere Feuer, das neue Heimatfeuer wartet.
Es gibt viele Feuer im Langhaus, wie die Heimatfeuer. Dort sind wir unter uns, gemeinsam forschen wir, ein Augenhöhenfeuer, ein Lernfeuer. Es gibt auch Lehrfeuer, wenn die Älteren für eine bestimmte Zeit den Menschen von jüngeren Feuern Geschichten erzählen und Impulse geben, wenn sie ein ganz besonderes Feuerholz hineinlegen und ihren Duft verströmen. Das machen sie nicht immer, weil es wichtig ist, dass alle an ihren Feuern lernen können, ausprobieren, scheitern dürfen. Zu bestimmten Zeiten gibt es ein ganz besonderes Feuer, eines der heiligsten. Dann schließt sich die Feuerlinie zum Kreis. Es ist ein Feuer, an dem die Ältesten und die allerjüngsten Menschen der Gemeinschaft sitzen. Sie tauschen Geheimnisse aus und lachen leise miteinander. Niemand sonst darf diesem Feuer beiwohnen. Es ist der Moment, wenn die Ältesten mit den kleinen Kindern Hand in Hand auf die heiligen Berge zugehen.
Fotografie und Bemalung der Wanderin: Anke Rammé Firlefanz
www.anke-firlefanz.de