Lucia und die Geschichten meiner Mutter zur Lichtbringerin, unsere Kerzenkränze, die wir beide unbedingt wollten, samt Wachs im Haar, das Lachen und wie selbstverständlich wir es gefeiert haben. Heute würden sie dir ja dein Kind wegnehmen, wenn es mit brennenden Kerzen rumläuft.
Später habe ich ein anderes Gesicht der Lucia kennengelernt, das der roten, blutigen, wilden Lutz. Ich war fasziniert und fand sie stark und mächtig und etwas hat mir gesagt, dass sie alt ist und wichtige Botschaften hat. Da ist auf einmal eine alte Mondgöttin, eine Licht- und Geburtsgöttin in ihrer Ganzheit.

Der rote Gürtel als Zeichen der lichten Lucia ist ein Mondblutgürtel und in ihrem wilden Aspekt ist sie die Alte in der Schwarzmondweisheit. Sie hat, wie die Tödin, etwas, das schneiden kann, ein Messer oder die Mondsichel als Szepter. Sie ist nicht schön, sie ist eindrücklich und auch furchteinflößend, denn sie beleuchtet einen ganz wichtigen Teil unserer Frauenmacht. Und die hängt mit unserem Blut zusammen.

Holen wir sie uns wieder, die ungebändigte, wilde Kraft, die Mondblutweisheit vom jungen bis zum alten Feuer, den Wintergeist. Sie werden gebraucht. Das, was Lucia verkörpert, das geht für das Leben, weil es nichts ausgrenzt und das Sowohl-als-auch verkörpert, weil sie ihren wilden Tanz zwischen Licht und Dunkelheit tanzt und im Zyklischen zuhause ist.

Um die Lucia anders als in Kindertagen zu erleben und zu spüren, sind wir losgezogen, Anke und ich. Weiß-Rot-Schwarz, mit roten Mondblutfäden als Gürtel, am kalten Wintertag.

Es war nicht einfach, ein „Gesicht“ zu finden und eine Ahnung zu bekommen, welche Kraft sie in ihrer Ganzheit verkörpert. Auf der Anhöhe mit den eisigen Winden in die Weite schauen und die Tiefe der Lucienkraft ausloten.
