Katzenbeziehung

Seit ich Katalina als kleine Katze auf einer befahrenen Kreuzung in Spanien aufgelesen habe, gibt es so etwas wie eine wechselseitige Mutter-Tochterbeziehung zwischen uns. Und das mit den Fotos ist natürlich so, dass ich gerne prächtige Fotos von meiner Katzentochter hätte. Um sie herzuzeigen oder aufzuhängen. Wie eine Mutter bin ich stolz auf meine Katze, wie klug sie ist, wie schön – gut, das ist Ansichtssache – wie wild und was weiß ich noch alles.
Manchmal dreht Katalina alles um, dann ist sie die Mutter und ich ihre Tochter. Sie findet mich nicht so begabt. Eher findet sie sich in ihrer Rolle ziemlich gut, ihre Geduld, wenn ich zu laut bin beim Anpirschen, die Beute nicht bekomme, überhaupt nicht verstehe, was zu tun ist. Ich sehe es in ihrem Blick. Natürlich möchte ich, dass sie mit mir zufrieden ist – wir werden das auf eine andere Inkarnation verschieben müssen.
Als Katzenmutter lehrt sie mich, den Winter so gut es geht zu leben. Winterspeck und Heizungsschlaf, sparsames Bewegen, damit die Ressourcen lange halten. Warum sollte sich eine anstrengen, ausser sie hat gerade Spaß dran? „Das Leben spült uns genug Herausforderungen vor die Füße“, sagt sie, „da muss ich mir nicht noch freiwillig welche suchen.“ „Wie kommt es dann, dass du immer wieder in einer Baumspitze landest und dich retten lässt?“ Dann erzählt sie mir was vom Spaß, der Lebensfreude, der Lust am kühnen Sprung, von verwegenen Träumen und Abenteuern, die sie beflügeln. Und sie feiert sich gerne als bereichernde Herausforderung in meinem Leben.