Die geheimnisvollen Rauhnächte kommen. Die Zeit zwischen den Jahren, die Zwölfer, die Zeit der Percht und ihrer wilden Jagd. Seit einigen Jahren finde ich die Rauhnachtszeit schwierig, anstrengend, endlos lang. Letztes Jahr wollte ich dem auf die Spur gehen.
Traditionell ist es eine Auszeit, eine Zeit, in der keine Wäsche gewaschen, nicht mehr gesponnen und keine Alltagsarbeit verrichtet werden soll. Ich liebe eigentlich Auszeiten und dennoch knarzt es in den Rauhnächten, es fühlt sich nicht greifbar und sperrig an. Ich bin froh, wenn sie vorbei ist. Das allerdings erst seit ein paar Jahren. Ich bin darauf gekommen, dass das „Wäschewaschen“ für alles steht, was Alltagsarbeit ist, Tonal, was im Alltag bindet. Bei mir ist es so, dass ich ohne Probleme in den Rauhnächten Wäsche waschen konnte oder Haushaltsdinge erledigen. Auch das war mir ein Rätsel. Es liegt wohl daran, dass mich Haushalt in keiner Weise bindet, so wenig Aufmerksamkeit schenke ich ihm. Immer schon gschlampert und unambitioniert kann ich das wenige auch in der Rauhnachtszeit nebenbei tun.
Mein „Wäschewaschen“ dagegen ist Schreiben, Internet aktualisieren, Steuer machen, Seminarplanung, Telefonate, Mails und solcherart Dinge. AHA. Da hatte ich es. Es war also deshalb so schwierig, weil ich in den Rauhnächten dauernd „Wäsche gewaschen“ habe. Jetzt überprüfe ich sehr genau, was mein „Spinnrocken“ ist, was die „Wäsche“ ist, wo ich ins Alltagsschaffen falle. Genau da wird mich die Percht abfangen, mir Spiegel sein und unangenehme Fragen stellen. An den Punkten fange ich mir den Schnupfen ein.
Dieses Jahr will ich mit den Winden gehen, der Percht zuhören, die Zeit den Geisterpfaden widmen. Ich glaube, so ist es gedacht.