Computer und Alltagsmagie

Einer der geheimnisvollsten Plätze ist mein Computerplatz. Postkasten Nummer 2 neben meinem Welcome-Kasten vor der Haustüre. Zentrale Schaltstelle, an der ganz ungeheuerliche Dinge passieren können. Daten verschwinden, überraschende Auf-Lösungen, Geisterbotschaften und so weiter. Und das passiert nicht, weil ich zu blöd bin und eine falsche Tastenkombination gedrückt habe, meistens jedenfalls. Gut, manchmal schaltet sich Katalina ein, latscht über die Tasten und zaubert was weg oder her. Sie sieht sich als Erfüllungsgehilfin mancher Spirits und versteht nicht ganz, warum ich unwillig werde, statt entspannt meine Alltags-Koans zu lösen.
Der Computer, ich habe ihn lange unterschätzt. Jetzt ist er für mich sowas wie der Küstensaum zwischen Tonal und Nagual, alltäglicher- und nichtalltäglicher Wirklichkeit. Manchmal geht es ganz schnell hin und her. Und damit ich auf die Reisen über die Schwelle besser vorbereitet bin, habe ich mir ein paar Kräftigungsteile hingelegt – eine Eichelhäherfeder, die Lebensfreude, ein Bild von Belucha, einen Kristall aus dem Himalaya, den Luisa von dort mitgebracht hat. Er riecht nach Schneebergen, nach Erde, ganz eigenartig. Wenn ich Klarheit brauche, nehme ich ihn, rieche mich hinein, atme die kristallene Klarheit des Himalaya ein und lasse alles kommen. Er hat mir schon sehr viele Wege geöffnet und mich hoch fliegen lassen, um den ganzen Weg zu überblicken. Er passt sehr gut zur Computerschnelligkeit.

Am Computerplatz mit all den magischen Energien räuchere ich gerne, füttere die Geister, stelle Spirit für die Spirits hin und eine Blume. Ich sitze da vor einem Sendekasten, einer Empfangsstation, an der Wirklichkeiten kreiert werden. Manche mails lasse ich über Nacht liegen, weil ich weiß, dass sich so vieles, was ich gar nicht schreibe aber denke, zwischen die Zeilen reinschiebt und am anderen Ende wahrgenommen werden kann. Der Sicherheitscheck, bevor ich auf Senden gehe.

Weil Computerinformationswege im Äther als Geisterpfade sehr tauglich sind, nutze ich ihn mittlerweile wirklich als magische Station.
Ich lade ein, über das Bildschirmschonerbild, rufe manches über die Namen meiner Ordner oder verschicke zaubrische Betreffs. Leerraum will sich füllen – eben einen Ordner auf den Schreibtisch gezogen, noch leer, mit dem Namen Weiblustiges. Weil es bald Frühling wird.