Isa und die Sonne

Minus acht Grad und Sonne. Endlich. Alles in mir hat sich danach gesehnt. Ich stelle Fragen, was hatte diese Jahreszeit für eine Qualität, für Die NomadInnen, ihre Herden, für unsere Ahnen. Ich will verstehen, was in uns sich da zu erinnern scheint, was Isa für eine Botschaft hat, was die Zellen wissen, wovon die Erstarrung erzählt.
Jetzt ist die gefährlichste Zeit des Winters. Kurz vor dem Frühling. Vielleicht gab es bis hierher noch Vorräte, der Winterspeck hat gehalten. Die Tiere werden dünner, zehren auf, was im Herbst da war, Brennholz geht zur Neige und die Wurzelvorräte. Wenn wir den Winter nicht überstehen, wenn die Tiere sterben, dann ist es oft am Ende des Winters. Extremstes Haushalten ist gefragt. Haushalten – das Haus halten. Eine hohe Kunst, der wir unser Überleben zu verdanken hatten. Und wieder haben werden, wer weiß. Bewegung kostet Kraft, die Tiere sind ruhiger als sonst, ziehen sich zusammen. Wenn die Sommergeschichten langsam aufgebraucht sind, Frühling in greifbare Nähe rückt, ersehnt wird, weil die Wärme der Sonne unser System kräftigt, dann ist das genau die Qualität, die ich jetzt spüre. Ein Feld erforschen heißt ja auch, sich diesem Feld aussetzen, es einlassen, mich einlassen. Und so zieht die Qualität dieser Jahreszeit tief in meine Knochen, so als spürte ich sie zum ersten Mal in aller Tiefe. Ich verjahreszeite mich wieder.
Die wilden Katzen aus der Scheune waren nicht mehr zu sehen. Heute habe ich zum ersten Mal wieder welche gesehen, in der Sonne, nah beieinander, Sonnenstrahlen kosten und Wärme. So wie ich.