Erstarrung


Seit Tagen haben wir keine Sonne, alles scheint bewegungslos, kein Wind, die Bäume weiß überzogen, eisige Minusgrade. Es ist gerade alles wie erstarrt. Luisa ordnet diesem Mond die Gorgonen zu, das Erstarren. Es ist die Zeit, in der sogar die riesigen Flüsse wie Yukon oder Lena zugefroren sind.
Mir fällt die Rune Isa ein, ein Strich, wie ein zugefrorener Fluss, Eisrune. Mehr als ein Strich war wohl nicht drin. Verlangsamung, Stille, die Winterkraft, die den Fluss stopp. Geduld ist gefragt. Die Kraft ist zusammengezogen. In einer mail aus Kanada steht, der Winter hier bringt dich in deine Gedanken, führt dich ganz zu dir. So stelle ich mir Isa vor, im hohen kanadischen Norden ist sie viel tiefer erfahrbar, als ich es hier kenne.
Unsere Gesellschaft ist entwettert, entjahreszeitet. Weil ich das Gehen mit den Jahreszeiten erforschen will, lehrt mich die Zeit jetzt noch mehr als die letzten Wochen dieses Erstarren zu fühlen. Ich bekomme keine zwei Abendtermine hintereinander hin. Einkaufslisten bleiben liegen, Bewegungslosigkeit macht sich breit. Die Kälte verbraucht viel Energie. In die kalten Autos steigen, rausgehen, Bewegung, es ist schnell zu viel. Es anerkennen.
Und gleichzeitig ist Brigid-Lichtmess das Tor zum Frühling. Ich kann gerade mal ein Winterbild machen und ziehe unendlich langsam einen weißen Strich ins Bild, Isa. Und ich sehe, wie sich die Lebenskraft Richtung Frühling tanzt und mich mitnimmt. Venga …