Die Nachrichten verblassen, Informationen werden weniger, die Bedeutung und Herausforderung bleibt. Japan ist da, ich halte es in Händen, kann es befühlen, kann mich ins Innere wagen. Mein Japan. Wenn ich das Japan in mir öffne, dann schaue ich in einen Spiegel, finde Verletzlichkeit, Berührbarkeit, finde viele Schattenspiegel.
Ich finde mein Japan und ich kann es nicht einfach entsorgen.
Dieser rote Ball hat mich anders auf die Welt, auf mein Dorf blicken lassen.
Etwas ganz Zartes ist da, ein anderer Blick auf die Kostbarkeit des Lebens, eine große Lust, Leben zu feiern, es zu berühren, den Duft von Lebendigkeit einzuatmen.
Ich will mich dem stellen, was ich im Spiegel sehe, will die Schatten anschauen.
Als Opferung lege ich auf den Erinneraltar mit der roten Sonne ein paar tausend Autokilometer und etliche Kilowattstunden, einige exotische Früchte und zwei Kleidungsstücke aus Übersee. Den Wunsch nach einem neuen Fotoapparat, den lege ich auch dazu, obwohl mich das Überwindung kostet und dann noch das Tuch, mit dem ich die Schattenspiegel verhänge. Das war die schwierigste Entscheidung.
Vorsichtig halte ich mein Japan, wie Blütenblätter, die im Wind davonfliegen können.
Viele Fragen. Ich will meine ganz eigene politische Stimme einbringen. Sie ist vielleicht poetisch. Wo genau sie ihren Platz findet, weiß ich noch nicht. Ich will eine spirituell-politische Sprache finden. Ich gehe an den Trennlinien entlang, schaue hin, wo sich was abgrenzt, wo ich ein Entweder-Oder erfahre, in Politkreisen, bei mir selbst. Es könnte darum gehen, das Trennende genau wahrzunehmen und die festen Grenzen aufzuheben. Vielleicht ist jetzt die Verbindung von alltäglicher Wirklichkeit, von politischem Handeln, von Mich-engagieren und spiritueller Basis, von Weisheitsanbindung in der nichtalltäglichen Wirklichkeit gefragt. Kunst und Lebenskunst im Miteinander, Alltag und Magie, Fronten öffnen, Verhärtungen in Offenheit und Begegnung wandeln, genau das jetzt umsetzen und neue Wege erkunden, Wege erinnern, die uralt sind …
Ganz spirituell UND ganz in der Welt sein.