Ein seltsamer Sommer ist zu Ende. Ich schaue heute morgen zum Fenster raus und begrüße einen Monat, den ich sehr mag, hallo September, sei gegrüßt, willkommen Altweibersommer, welcome Indian Summer. Ich mag deine Kühle am Morgen und deine warmen, immer bunter werdenden Tage. Ja, ich sehe es, die ersten Blätter werden gelb und rot.
Und ich mache eine Baustelle auf, wie meistens im September, weil ich da die Innenwohnräume auf einmal intensiver nutze und anschaue. Alles winterfest machen, das Schlafzimmer streichen, in den Farben der Herbstsonne am Morgen. Ich glaube, ich mache seit vielen Jahren jeden Herbst irgendwo im Haus eine Baustelle auf, ganz beherzt, reiße was auf oder runter und dann heißt es weitermachen. Beim Ausräumen und Fegen verabschiede ich alles, was nicht mehr passt und nicht mehr zu mir gehört. Beim Streichen summe ich ein bisschen, lasse die Gedanken kommen und eine kleine Spanne widme ich all dem, was ich einladen will. Ich singe es in die Farbe rein und streiche es auf die Wände um mich.
Gestern auf der Glentleiten im Freilandmuseum mit all den Bauernhäusern, den Almen, dem Kochelsee unten, den Bergen. Ein Teil meiner Wurzeln sind bäuerliche. Das Berglerische ist mir vertraut und während ich auf dem Bankerl sitze und in die Berge schaue oder in den Küchen an den alten Feuerstellen, kommen viele Bilder zu meinen Vorfahren. So haben sie auch gelebt, so hat es in der Kuchl meiner Großmutter auch ausgesehen, so klein und gemütlich, so einfach und heimatlich. Ganz tief nehme ich meine Ahnenwurzeln wahr. Ich bin eine ganz einfache Frau – die Wurzeln sehe ich hier, in den Bergen, auf dem Land, bei den Tieren. Eine kapriziöse Frau bin ich auch, aber das sind die Wurzeln aus einer ganz anderen Ahnenlinie und wenn ich die beiden Frauen nebeneinander auf dem Bankerl in der Abendsonne sitzen sehe, dann gibt das ein ganz merkwürdig komisches Bild.