Luxus-Spezie

Katalina hat neue schwarze Mäuse bekommen. Wegen der Tierarztbesuche, der Spritzen und überhaupt. Sie kann Fett schlecht verstoffwechseln, ich muss sie spritzen und das Essen ist umgestellt. Das Essen ist das Dramatischste für sie. Ich frage mich, wie sich eine Spezies eigentlich den Luxus erlauben kann, so stur zu sein beim Essen. Wenn jemand vor vollen Kühlschränken verhungert, dann Katzen.
Die Diät bringt neue Lebensgeister, wir werden den ganzen Tag animiert, bespielt und dennoch will der Zusammenhang zwischen neuen Essgewohnheiten und Wohlbefinden nicht hergestellt werden. Ich weiß, dass es keine Frage der Intelligenz, sondern der Sturheit ist. Jetzt haben beide Seiten beschlossen, es auszusitzen. Ich werde nicht einbrechen, diesmal nicht, die Zeiten vom Mosermetzger und der Leber sind vorbei, egal wie tief mich die Augen anschauen oder wie hysterisch die Auftritte sind. Auch das Meditieren vor dem Kühlschrank wird keine Wirkung zeigen und Drohungen schon dreimal nicht.
Um Katalina vom Essen abzulenken, erzähle ich ihr von Lucia, der Lichtbringerin und dem 13. Dezember. Und, dass meine Mutter als Mädchen immer stolz einen Lichterkranz mit echten Kerzen zu Lucia auf dem Kopf hatte. Natürlich wollte ich als Kind auch gleich die Lucia sein, als ich die Geschichte gehört habe. Katalina sagt, sie wäre auch gerne eine Lichtbringerin, allerdings ohne Kerzen auf dem Kopf. „Gut“, sage ich, „dann wirst du Lichtbringerin und wir lassen das mit der Leber, weil Lichtbringerinnen keine Leber essen.“