Die Jahresnachlese beginnt. Meistens lasse ich mir Zeit zwischen Lucia und Neujahr, um das Jahr noch einmal anzuschauen, zu würdigen, abzurunden. Ich lese meine Morgenseiten, gehe den Kalender durch, schaue auf die in diesem Jahr verzeichneten Landkarten. Was war vertraut, was ganz neu? Was habe ich verabschiedet und was eingeladen? Am liebsten mache ich die Nachlese im Zwielicht, gegen Abend, in der blauen Stunde, am Feuer, mit bekömmlichen Speisen und Winterdüften.
Alle meine Tage ziehen vorbei, mit ihrem Witz, den Seltsamkeiten, der Tiefe und Weite und der Einfachheit. Ein gelebtes Jahr mit dem, was ich gekocht habe, verrührt, zusammengemischt, eingemacht, verzehrt, mir einverleibt und ausgeschieden. Mit dem, was mich genährt hat und womit ich genährt habe. Ich schaue mir mein Spinnen und Weben an, die Flickteile, das Aufgetrennte und Zusammengenähte. Das, was ich gesät habe, geerntet und wie ich die Ernte verwertet habe, das Einmachen, die Pläne, die Visionen – die auftauchenden und die losgelassenen. Geordnet habe ich einiges, ein- und aussortiert, gereinigt. Es gibt noch Etliches, das ich abklopfe. Was bewahre ich, was nicht? Was will ich ins kommende Jahr mitnehmen, was nicht? Wie waren die Medizinen des Jahres? Was habe ich gehütet, was ist mir durch die Lappen gegangen? Was habe ich eingebunden, wovon mich gelöst? Was waren meine Geschenke, was habe ich geteilt? Habe ich mein Jahr, mein Leben gefeiert?
Dankbarkeit ist da, für Begegnungen, für gegangene Wege, für die wundervolle Liebesbeziehung zum Leben.