Multitasking kritisch hinterfragt

Beim Kochen gemerkt, dass ich was vergessen habe, also schnell losgefahren zum nächsten Supermarkt. Und weil alles ja schnell gehen soll, mache ich alles gleichzeitig – Auto aus, abschnallen, Tasche holen, Tür auf. Ich werde nervös, hudle rum, der Geldbeutel fällt runter und ich stoppe.

Tempo rausnehmen, eins nach dem anderen. Die Gleichzeitigkeiten bringen mich völlig durcheinander. Mag ja sein, dass Multitasking möglich ist und punktuell sinnvoll, als Dauerzustand oder Daueranspruch ist es höchster Streßfaktor. Ich werde das „schnell mal, noch kurz, nur noch …“ nicht ins neue Jahr mitnehmen. Ich will es auch aus meiner Sprache entlassen. Mit den Gedanken vorausfliegen, nicht bei dem sein, was ich gerade mache, woanders, voraus.
Ich konzentriere mich jetzt auf jeden einzelnen Schritt, den Autoschlüssel bewusst in die Tasche – sonst suche ich ihn nachher wieder – dem Ton zuhören, wenn der Sitzgurt zurückläuft, den Geldbeutel nehmen, spüren, aussteigen, Asphalt sehen und so weiter. Es scheint eine große Verlangsamung zu sein. Seltsamerweise geht vieles schneller mit der Präsenz und den bewussten Einzelschritten. Ruhiger werden, mich selber seltsam finden in meinem Gehudle, merken, dass ich auf einmal das Gefühl habe, sehr sicher zu sein in allem und entspannt. Wie kommt es denn zu der Dynamisierung? Wir bewegen uns natürlich alle in einem Feld des Schnell-effektiv-viel und Multitasking wird hoch gehandelt. In den Winter passt es schon dreimal nicht. Ich übergebe das Zuviel dem Feuer. Und wenn es mich wieder überkommt, dann gebe ich ihm einen Tanz, auch auf dem Supermarktparkplatz. Dann tanze ich alles gleichzeitig, packe noch drei Tätigkeiten dazu, fahre das Tempo hoch und erforsche es mal so richtig.