Bewegte Tage

Ein guter Münchentag, bayrisch-japanisch ist er geworden. Lustvolles ergründen, zusammenspinnen, aushecken mit Luisa. Auf manches komme ich nur im Miteinander.
Dann ein stürmischer Schneetag, der dem Organisieren, Planen, dem Büro und dem Wind gewidmet war. Viele Gedanken fegen herum. Kräfte, die in den Schatten gehen mussten, die beschäftigen mich, seit wir vor einem Jahr die Schattenkraft gerufen haben für die Maske des Jahres. Ich beginne eine sehr eigene Schattengestalt wahrzunehmen. Sie ist jung und so gar nicht gefällig. Sie kann so richtig blöd daherreden, undiplomatisch, unpädagogisch, sehr direkt und scharf. Sie benimmt sich daneben und manchmal geht Porzellan zu Bruch. Ungezügelt ist sie, widerborstig, rußverschmiert mit Zottelhaaren – keine Schöne. Ich will sie einladen und sehen. Dafür lege ich mich auf einen Kopierer, das gibt Bilder, die in die Richtung gehen.

Gut angekommen ist diese ungestüme, direkte Kraft oftmals nicht. Sie ist kantig, spricht ungesüssten Klartext, lässt sich nicht gängeln und sie kann so richtig auf den Tisch hauen. Das bayrische Wort züntig gehört auch zu ihr. Ich finde sie nicht einfach, weil sie sich richtig aufführen kann. Und doch will ich zu ihr stehen. Sie soll mit am Tisch sitzen, weil sie zu mir gehört. Zu ihr stehen heißt, hinter meine Ängste gehen. Die Angst, mich komplett daneben zu benehmen, nicht gemocht zu werden, angegangen zu werden. Schattenkräfte haben solche Erfahrungen gemacht. Im Tiefsten geht es darum, nicht geliebt zu werden. Ich glaube, das ist die Angst, die unter allem liegt. Gerade in sehr bewussten Kreisen kommt meine Schattenkraft so richtig blöd an. Überraschend blöd, weil sie plötzlich kommt, schnell ist und extrem bläd daher redt.

Seit sie mit am Tisch sitzt, beginnt sie sich zu verändern. Schließlich ist es eine wirkliche Kraft, die in den Schatten gegangen ist und sich dort nicht entsprechend entfalten, entwickeln konnte. Ich finde die Vorstellung äusserst reizvoll, die Schattenkräfte zu sehen bei allen. Ihre Kleidung, was sie tun, was sie zu sagen haben. Letzthin beim Essen dachte ich, wer jetzt alles mit am Tisch säße, wenn alle ein Schattenwesen dabei hätten. Und was passieren würde, wenn es die Erlaubnis hätte, sich zu zeigen und mitzureden.