Inga, Mea und ich arbeiten an den Papiergewändern. Manches will überhaupt nicht gelingen, schaut völlig blöd aus oder scheint die ultimative Lösung zu sein und beim ersten Einkleiden löst es sich auf. Wir haben nicht gelernt, wie man aus Zeitungen Röcke macht, das ist Neuland.
Ein Nachmittag ist den Kopfbedeckungen gewidmet. Die Schrate sind eigen, sie wollen, wenn sie durch uns sprechen, auch entsprechend behutet sein. Alle wollen Antennen. Das bräuchten sie, Geweihe, Hörnli oder Antennen.
Anproben, lachen, rumfaxen, die Schrate einladen, mit ihnen in Kontakt gehen. „Gell, das wird öffentlich“, wir verhandeln, damit es ein bisschen kontrollierbarer wird. Stunden und Tage gehen wir mit den Schraten, um herauszufinden, welche Stimme sie möchten, wie sie sprechen, wie es sich anfühlt, wie sie ticken. Ich kenne mein Schrättlein gut, weil es so ähnlich ist wie die Katalina. Ein bisschen ein Gezicke ist es und es kann knotzelig sein und auch entzückend. Und das kann blitzschnell wechseln. Es ist ein witziges Schrättlein, ich tanze gerne mit ihm. Ingas Schrättlein fegt uns fast weg, so powerful ist es und Mea sucht ihres und findet es lange nicht. Wir locken es. Wo ist das Magnetische, welches Schrättlein könnte sich in was von dir finden? Es hat einen Namen, die Sprit Maggi, ein bisschen heilig. Sie weiß alles. Wir locken es und – es kommt. Ein gaaaaaaanz weises Schrättlein ist es. Die Schrättlis werden im Museum hoffentlich so ähnlich ticken wie jetzt und uns nicht mit völlig anderen Geschichten überrollen. Sie haben in guten vier Wochen ihren Auftritt. Noch tanzen wir uns ein.
Inga hatte die Idee mit den Gewändern und, dass jede einem Schrättli anbieten könnte, durch sie zu sprechen und in Kontakt zu gehen. So wie es die Schamaninnen mit den Spirits und Ahnengeistern machen. Aus dem Rumgefaxe ist ein richtiger Tiefentanz geworden. Sie docken an unseren gedeckelten Themen an, sie sind resonant zu unseren wilden Seiten, sie lehren uns das Lachen über Schattenteile und alles, was nicht so salonfähig ist. Wenn eine immer mal eine Gschaftlhuberin ist, dann vergrößert das Schrättlein das lupenartig. Das ist wie einen Pickel im Zehnfach-Spiegel zu betrachten. Gruusig erstmal, vielleicht schaurig-spannend. Wenn wir sie tanzen, fühlt es sich sehr befreit an und komisch. Es ist herzerfrischend, uns zuzuschauen in unseren fremden Landstrichen und über uns zu lachen. Da wird Lebensenergie frei, die gebunden war im „was ist, darf nicht sein“. Das Schrättlein sagt, „was ist, darf sein“, auch, wenn es dir nicht gefällt, du weißt es eh. Deckel runter und reingeschaut. Was sein darf, wandelt sich, diesmal lachend.