Im Prozess des Gestaltens bleiben wollen, keine Idee haben, Spielen als Spiritauftrag. Spielen kann ein richtig anstrengender Auftrag sein. Manchmal will es neu gelernt werden, erinnert. Das Paradox – dranbleiben am Spielen, also sowas wie diszipliniert im Spielen, im Fooling, im Nichtsinnhaften, im Nichtdefinierbaren bleiben. Dasitzen und nicht wissen, wie ich Konzepte, Strukturen, Porjektbezogenheit aus mir rausbekomme, um in ganz neue, freie Räume zu gehen. Aus der langen Weile gebiert sich oftmals was Neues. Schlafen, sagt Katalina. Am besten zusammen, sie auf mir, auch tagsüber.
Inspirationen zu den freien Wegen erinnern. Zu Schulzeiten war das Dada. Das hat den kreativen Schalter in mir umgelegt. Es hat meinen Geist befreit und meine Sinne mobilisiert. Und es hat meinen Weg als Künstlerin aus der Sicht des klassischen Kunstmarkts nachhaltig versaut. Ich glaube, Dada war schuld. Irgendwas muss ja schuld sein und heute ist nicht der Tag, an dem ich übernehme. Ich bin erst am Samstag dran.
Dada. Damals ist es passiert. Die Impulse, die Techniken haben stark gewirkt und in mir Platz genommen.
Zu Dadazeiten hatte die Närrin viele RepräsentantInnen. Radikal, in eine neue Freiheit und geistige Unabhängigkeit hineintanzen. Entdeckend unterwegs sein. Da wurde die Konfusion gelebt und das Uneinheitliche war gewollt. Augenblickssensationen waren wichtig, der Ohne-Sinn. Es gab viele Contraries. Sowas kann entstehen, wenn das fragile Gleichgewicht der Welt gesehen und erlebt wird. Es würde auch gut zu Heute passen. Werte, die einstmals stabil schienen wie Geldsysteme und vieles mehr, das Kippen, die transzendentale Obdachlosigkeit.
Die Bestrebungen der Menschen, in den versehrten Systemen anzukommen haben etwas Tragisches und auch was Komisches. Die Clownleute, die Närrin haben immer auch die Aufgabe, die Finger in die Wunde sozialer Ungerechtigkeiten und versehrter Systeme und ihrer Imbalancen zu legen. Ihr Humor kann die Schrauben lockern. Ihr Humor ist Türöffner und Medizin.
„Die Ankunft einer guten Clownin in der Stadt ist mehr wert als dreißig mit Medizin beladene Esel,“ sagt ein orientalisches Sprichwort. Wenn die Clownleute kommen, dann ist das ein Alarmsignal. Gerade, wenn Clowns gehäuft auftauchen, dann umso mehr. Wenn sie in uns aufsteht als Kraft, die narrische, verrückte Kraft, die Coyotekraft, dann ist es gut, hellhörig zu werden. Diese Kraft wird humorvoll die aus den Fugen geratenen Systeme vergrößern, lupenartig. Dann gilt es hinzuschauen. Es könnte sich anfühlen wie ein absurder Traum. Jetzt bereit sein, an den Stellscharuben zu drehen. Dann braucht es den Tanz ins Unberechenbare, Unmittelbare. Spontan, lachend, entleerend. Ins Dazwischen tanzen. Schauen, was ist darunter, dahinter. Bereit, alles auf den Kopf zu stellen, umzudrehen. Was ist hinter dem Vertrauten?
Sinnhaft, das ist ein Kriterium, das mich stark hindert und das Von-allem-zuviel. Es ist enorm anstrengend für mich den Ohne-Sinn und die Entleerung zu tanzen. Ich tu´s, es kostet mich was. Hosentaschen ausleeren und aufkleben. Nichts dazu, nichts dazu, das dem Ganzen Sinn geben könnte. Es ist eine wichtige Schraube in meinem Gefüge, die ich lockere. Ich erforsche, wie es ist, wenn bei mir eine Schraube locker ist.