Der Sommer der alten Weiber

Endlich wird der Sommer alt. Ich mag den alten Sommer, viel mehr als den jungen oder den reifen. Im Altwerden sind die Sommergeschichten eingeatmet. Sie legen sich hinein in die Menschenwesen – das Wilde, die Fülle, die Körpergenüsse. Eine neue Qualität kommt dazu gegen Ende des Sommers. Dass viel mehr wurscht ist. So ein „egal, scheiß drauf, na und.“

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Die alten Weiber, sie haben das auch – wenn sie ihren Sommer gut gelebt haben. Es erlaubt sich eine mehr, mehr Freiheiten, Unverschämtes. Das Aussehen verliert an Bedeutung. Früher, in meinem jungen Sommer, wäre ich nie so in die Stadt gefahren wie ich es heute tue. Jetzt ist es mir noch nicht ganz, aber wesentlich mehr wurscht. Wilde Gewandkombis, mit Gummistiefeln und im Schlumpfgewand schnell zum Einkaufen, so aussehen wie die alten Bäuerinnen oder die Arbeiter, die verzottelten Haare zum Dutt hochgebunden. Sehr praktisch ist das. Ich tanze auch anders als früher, sage andere Dinge und folge anderen Spuren. Weil im Altweibersommmer das Gefallenmüssen verwelkt.

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Ich finde den Sommer jetzt noch schöner. Auf der Närrinreise schaue ich voller Lust auf die Frauen in ihrem Altweibersommer, wenn sie in eine ganz neue Freiheit hineintanzen. So richtig viele finde ich nicht, was schade ist. Da gilt es, neue Altweibersommergeschichten zu leben, sich in wilden Landstrichen zu beheimaten. Und wenn wir als g´spinnert abgetan werden, dann halt.
Altweibersommergedanken.