Im alten Sommer wollte ich etwas ganz Neues machen, einen Clowns-Workshop, um meine Fool Tools, meine Werkzeuge zu erweitern. Da ich die einzige Anmeldung war, hatte meine Abenteuerreise im Närrinland erstmal einen Zwischenstop.
Warum ich das machen will? Weil ich langsam verstehe, dass ich das Närrinhandwerk nur in meinem eigenen Feld erweitern kann. Das Verstehen ist nicht aus mir herausgewachsen, ich habe ein bisschen Nachhilfe bekommen.
In Ermangelung von heiligen Clownsleuten in unserer Gesellschaft, frage ich Meredith Little, wie Initiationen bei den First Nations, zum Beispiel den Pajute oder den Shoshone aussehen. Mit dem leisen Hintergedanken, zu Meredith ins Owens Valley zu fahren und mir vor Ort anzuschauen, was da wie geschieht. Und ich bekomme ein wunderbares, überraschendes Teaching. In jedem Tribe sei es anders. Wenn jemand von der Visionssuche zurückkommt und mit Coyotemedizin verbunden ist, wird sie oder er unterwiesen von Coyoteältesten. Es ist genau zugeschnitten auf die Zeremonien der Tribes, auf die Strukturen der jeweiligen Stämme. Je nach Zeremonieabläufen werden die Coyoteleute in jedem Stamm unterschiedlich initiiert. Erst durch die Kenntnis der genauen Abläufe können sie diese stören, erweitern, erheitern, was immer es braucht. Die Coyoteleute des einen Clans könnten ihre Arbeit in einem anderen Clan gar nicht wirklich machen. Geschweige denn in einem anderen Kulturkreis.
Es geht darum, im eigenen Kulturraum zu wirken, weil es für die Clowns, Närrinnen, Heyokas und all die anderen aus dem Land der Trickster ein Tiefenverstehen davon braucht. Ein Wissen um das Starre, Orthodoxe, um die Standesdünkel. Sie alle brauchen das genaue Wissen von sozialen Rollen, von Normen, Ordnungen, den Spielregeln darin, von den Grenzen, vom gesamten Gefüge. Nur dann ist es möglich, die Grenzen zu überschreiten, zu provozieren, aufzurütteln, soziale Mißstände aufzudecken, das starr Gewordene anzupissen und letztlich die Schieflage auszubalancieren und die Kraft der Erneuerung zu bringen. Das geht nur, wenn ich Kenntnis von den Sitten habe, von den tradierten Normen, von den sprachlichen Gewohnheiten. Wer zum Beispiel das Bayrisch nicht versteht, kann den Humor leicht mißverstehen und vom Derben erschreckt sein oder das Feine überhören. Deshalb können wir im indigenen Feld nur erinnert, nicht initiiert werden. Ich verstehe ja Witze in Englisch schon mal gar nicht richtig oder mit so einer Verzögerung, dass dann längst alles vorbei ist.
Also will ich vor Ort lernen und fange mit Clownsseminaren an, weil meine Clownin noch nie geschult worden ist, sie macht halt so rum. Wenn ich von hundert Prozent Humor ausgehe, dann macht die Rotnasen-Clowninkraft bei mir vielleicht fünfzehn Prozent aus. Und die möchten eine Schulung. Dass ich mal in Clownseminaren lande, hätte ich auch nicht gedacht. Da wäre ein Lernen bei den First Nations schon erlesener. Leider verwelkt auch „erlesen“ gerade.