Wo ist meine sprachliche Heimat? Die Muttersprache, die Sprache meiner Kindheit, die später erlernte an einem Ort, der Heimat geworden ist, die Mixtur aus allem? Je mehr ich verstanden habe, wie weit und frei mich die Beheimatung sein lässt, desto mehr liebe ich meinen Dialekt.
Manchmal verwende ich ihn wie eine Geheimsprache – in Spanien oder in Bremen. Da kann ich lästern und Ungehöriges sagen und niemand versteht es. In der Sprachheimat kommt der Humor erst richtig zum Tragen, der Sprachwitz entfaltet sich dort, wo jemand sprachlich tief beheimatet ist.
Bei den Maori wurden wird aufgefordert, in unserer Muttersprache zu reden, im Dialekt. Weil das, was dann gesprochen wird, wahrer und tiefer ist und die anderen es mit all ihren Sinnen dennoch aufnehmen können und sich in die Klangwellen der unterschiedlichen Heimaten hineinfallen lassen können.
Nur in der Heimatsprache können wir Schimpfereien richtig einordnen. Beim Schimpfen wollen die feinen Unterschiede erkannt sein. Dem Schimpfen und dem zelebrierten Granteln könnte ich ein ganzes Buch widmen, weil es so eine Kraft hat und so viele feinste Nuancen und weil es geübt sein will. Es transformiert so Manches, wenn es gekonnt eingesetzt wird und es öffnet die Türe, durch die man ins Lachen eintreten kann.
Verschiedenste Wortgewebe können entstehen. Wenn ich mit sprachlichen Spielgefährtinnen rumblödl, dann mutet es für Unkundige bisweilen an wie eine Dada-Aufführung.
Die Sprache prägt mein Denken und Fühlen und meine Identität. Viele Wortfäden, die ich aus meinem Mund gezogen habe sind eingewebt in den Sprachteppich, den Heimatteppich.