Oans, zwoa, drei, transformiert is

Lebensgeschichte

Vor langer Zeit habe ich von einer seltsamen Technik der Karmareinigung gehört, aus dem buddhistischen Feld. Es ist ein mehrmaliges Lebensgeschichtenerzählen. Sowas wie eine narrative Transformationstechnik.
Ich habe die Technik etwas abgewandelt und dazu einen Kurzfilm gemacht.
Der Klick zum Film

Bei mir geht es so: Man erzähle und schreibe die eigene Lebensgeschichte von der Geburt bis jetzt. Immer am Lebensfaden entlang – erinnern, was alles war, mit den Details, den Mustern, den Begegnungen. Die Kindheit durchwandern, die Feuer, an denen wir saßen, das Erwachsen. Alles betrachten, schauen, den eigenen Weg bezeugen, ehren, anerkennen wie es war, loslassen, was Zeit ist. Das kann dauern, bis man angekommen ist im Jetzt.
Dann wird alles nochmal erzählt, zurück in der Zeit, von jetzt bis zur Geburt. Auch das darf dauern. Beim zweiten Mal beginnt sich Manches zu verändern. Andere Schichten schieben sich nach vorne, einiges ist bereits runderzählt. Aus den Unterströmungen könnten neue Geschichtenteile an die Oberfläche kommen. Das Licht bricht sich an bestimmten Stellen anders. Einiges ist verschwunden, anderes schält sich heraus, wieder anderes verdichtet sich oder wird transparenter und manches ist ver-rückt.
Aller guten Dinge sind drei. Ein letztes Mal möge man die Lebensgeschichte erzählen, wieder zurück zum Jetzt.

Ein Webschiffchen fährt auf dem Fluss durch die Zeiten hin und her und webt mit bunten Wortfäden den Lebensteppich. Es fährt in die Tage der Kindheit, entlang am Ufer der Rotblumenzeit, vielleicht sogar der Schwarzmondfeuer. Es lädt Worte und Lieder ein, Erinnerteile, Bilder. Es wird immer reicher beladen mit all den Erfahrungen, solchen und solchen, mit Schätzen und auch all dem Zeug, das transformiert werden will.
Das Ganze kann dauern, vielleicht Wochen oder Monate, manchmal Jahre. Hudeln wirft uns nicht wirklich nach vorne. Unterm Strich könnte es aber eine vergleichsweise zügige Transformationstechnik sein.

Aus dem Lebensfluss