Geschichten von Verbundenheit

Solche Geschichten sind beeindruckend. Bei Geschichten von Verbundenheit geht es um scheinbar zufällige Begegnungen voller Schicksalshaftigkeit. Und um Wegkreuzungen, auf denen sich unwahrscheinliche Dinge ereignen. Es sind Geschichten von Synchronizitäten, die voller Magie sind. Deshalb werden sie auch viele Male erzählt. Sie faszinieren und lassen staunen durch das Besondere an Verknüpfungen und Geschehnissen. Sie erinnern uns daran, wieviele ungewöhnliche Begegnungen und Wechselbeziehungen von besonderer Bedeutung es in dem geheimnisvollen Netz der Verbundenheit gibt. Das mächtige kosmische Geschehen lässt Menschen auch in jedem Alter und mit noch so viel Erfahrung staunen und voller Ehrfurcht auf das große Mysterium schauen.

Alles kann sein, alles kann geschehen. Es ist wundervoll. In diesen Momenten werfen wir einen Blick auf das pulsierende Netz des Universums, auf die Vielschichtigkeit der Ebenen und Verbindungsfäden. Schon im nahen Teil des Netzes funkelt die Verwobenheit – von nahen, fernen, vertrauten, fremden Menschen, von denen unseres Landes, all der Kulturen, der Natur, der Wesen, die diesen Planeten mit uns bewohnen. In diesem Gewebe taucht auch das Bild einer „möglichen“ Person auf. Einer, die voller Kreativität und Lebenskraft ist. Von einer, die strahlt und deren Potenzial leuchtet.

Objekt, Figur aus einem Samen, Verknüpftes

GeschichtenheilerInnen arbeiten so, dass sie erzählend Wege dorthin weben, hin zu diesem Leuchten, vielleicht in die Zeit vor einer Krankheit, in heile Tage oder in den Osten und den Raum der Möglichkeiten. Sie würden die Lebenskraft, das Heilsein mit dem Geschenk verbinden, das die Krankheit mitgebracht hat. Dabei werden Fäden von Verbundenheit gesponnen, befühlt, gepflegt, gehütet. Wir sind eingebettet in dieses komplexe Netz der Verbundenheit und Geschichten können es bewusst machen.

Objekt aus Fäden, Rassel, Stoff

Geschichten von Verbundenheit offenbaren das Ganzheitliche. Es sind nicht die einzelnen Teile, die zusammen das Geschehen, das Ganze, ausmachen, vielmehr überlagern, ergänzen, potenzieren sich die Felder. Die Geschichten von Verbundenheit sagen uns: „Erkunde, spüre, ehre die Verbundenheit, mit der Natur, deiner Seele, deiner Sternenheimat, den Spirits, deinen Zellen, all den dich umgebenden Feldern und Wesen. Das ist Magie, wisse dich verbunden!“

Geflochtenes, Verbindungsfäden, Objektklang

Solche Geschichten haben viel Heilkraft. Sie tragen die Medizin von Verbindung in sich. Gerade in einer Zeit, in der so viele spirituell obdachlos sind und nicht mehr auf der Erde, in sich selbst, in ihrem Leben, in der Zeit beheimatet sind, wie verloren auf ihrem Weg scheinen, sind Geschichten von Verbindungen und Synchronizitäten hilfreich und heilsam. Sie erinnern an Knochenwissen, an Eigenwissen, das wir alle haben, an größere Ressourcen, auf die wir zurückgreifen können. Geschehnisse fühlen sich so zusammenhängender an. Einsamkeit und Isolation werden durchbrochen, wenn sich Menschen eingebettet wissen in ein großes Gefüge. Auch Gemeinschaften werden gestärkt durch Geschichten von Verbindung. In einem tragenden Netz, einem verbindenden Geschichtennetz ist eine starke Heilkraft.
Eine einfache Geschichte der Verbundenheit ist die meiner:

Reisewege

Es braucht eine Heilgeschichte für meine Vorfeldschwäche, die mich jedesmal vor Reisen ereilt. Ich möchte, dass sie sich auflöst, dass ich auch den ersten Teil einer Reise ruhig und freudig erleben kann, ohne Kopfkino und tausend auffahrende Bedenken, die Plan B und C und noch weitere erfordern.
Weil ich es alleine nicht hinbekomme, gehe ich zu meinem Geschichtenbaum und erzähle ihm von meinem Anliegen. Dort tauchen meine reisekundigen Ahnen auf und manch eine Patin, die etwas vom Unterwegssein verstanden hat. Mit Räucherwerk und Liedern rufe ich alle, die mich unterstützen können, mit einem Tanz und feinen Speisen binde ich mich an meine nomadischen Menschheitsurzeln an.
Trompetenartige Rufe lassen mich nach oben schauen und da sehe ich den anmutigen Zug der Kraniche, gerade als die Glücksvögel vorbeiziehen, angeführt von den erfahrenen Altvögeln, die ihre Routen kennen. Ich winke ihnen zu und atme die Klänge, ihre Erfahrung, den Tanz der Kraniche wie ein Reiseelixier ein.
In einer der Frühlingsnächte taucht das Bild meiner Urgroßmutter auf. Sie war eine mutige Reisende, die alleine, nur mit ihrer Handtasche und Geld unterwegs war. Sie hat sich auf Bahnhöfen von Namen und Orten locken lassen, wie Kairo, Istanbul, Paris, Agadir und anderen. Dann ist sie eingestiegen und losgefahren. Zu Hause wussten sie es schon. Irgendwann wird eine Karte von irgendwoher kommen und dann auch die Großmama. Sie wird viele Geschichten mitbringen und eine Zeitlang zu Hause bleiben. Bis sie nach München fährt und am Bahnhof einen Zug mit verlockendem Reiseziel entdeckt. 

Ich will ihr Foto im Vorfeld bei mir tragen und sie zu meiner Reisebegleiterin machen. Sie soll meine Mutgeberin werden. Es würde ihr gefallen, wenn ich sie mitnehme und sie mit ihrer Urenkelin die Welt erkundet. 

Immer deutlicher zeigt sich ein Reisegespinst – mit Fäden voller Leben und Lust darauf, mich in neuen Umständen zu entdecken, auf neue Erfahrungen, neue Impulse. Ich sehe auch die Fäden, die das andere befeuern, das „Aber“, die Bedenken, die Angst vor Veränderung. Diese Fäden sind alt, genauso wie die lockenden.
Mit den Vögeln, den Ahnen, den Geistern und dem Wind gehe ich die Fäden ab, durchtrenne welche, besinge andere, erinnere mich, lasse los, knüpfe neu. Ich singe mir Blumen auf meinen Weg. Die Geister helfen mir, den Weg in die Welt, in neues Land breiter zu machen, zu öffnen. Meine Urgroßmutter, die Gepardin, legt mir Zuversicht ins Herz. 

Deshalb sitze ich jetzt hoch oben in den Inyo-Mountains und stelle mich und meine Urgroßmutter den Geistern dieses Landes vor.

Allerleih in Verbundenheit
Allerleih in Verbundenheit