Das mit der eigenen Wahrheit und dem Mut ist so eine Sache. Der eigenen Wahrheit folgen, das tönt sehr gut. Das möchte ich gerne und immer. Einerseits. Andererseits spüre ich, dass es eine Kampfansage ans System ist. Ans Aussensystem würde schon reichen an Herausforderung, weil es da eine Art Gegenüber gibt und mich der zivile Ungehorsam auch kräftigt. Wenn ich meiner Wahrheit folge ist es aber auch eine Kampfansage an mein Innensystem und da wird es vergleichsweise sperrig. Das Aussensystem, das mir so gar nicht gefällt, das ich kritisch hinterfrage und verändern möchte, hat sich teilweise in mich hineingelegt, es ist gar nicht nur aussen. Es liegen Systemteilchen rum, von denen ich gar nichts weiß. Das merke ich nur indirekt, beispielsweise wenn von aussen Angst geschürt wird und sie andocken kann.
Innenauslichtung ist gerade angesagt, damit der Raum für ein wirklich neues, befreiendes und lebensdienliches Sein frei wird. Was ich da finde und das nicht nur an ganz entlegenen Stellen, amüsiert mich nicht so besonders. Da liegt jede Menge Ignoranz rum, die mit der Bequemlichkeit eine recht unheilige Allianz eingegangen ist. Die Unwissenheit hat sich, wenn auch nicht wohlig, so doch eingerichtet. Ich finde sogar einige verblödende Dogmen in mir und etliche Selbstillusionen. Und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Was, wenn sie mich beraten oder übernehmen? Und ich es nicht merke? Ich hole den Besen und atme tief durch. Meine Neugier hält sich in Grenzen. Es klebt und hängt in den Ecken, weil es ewig lange schon nicht mehr beachtet und gereinigt worden ist. Jetzt gilt es, ehrlich zu sein, genau hinzuschauen, mich dem zu stellen, was ich vorfinde und meinen ganzen Mut zusammenzuholen, um in mir dem Raum und Nahrung zu geben, was ich möchte, dass nach aussen schwingt und eine heilsame Veränderung mitbewirken kann. Das ist eine richtig mistige Putzaktion.