Magisch entladen

Ab und zu eröffne ich für mich einen magischen Empörungsraum. Es ist ein geschützter Entladungsraum, in dem Platz für Zornes- und Schimpftiraden und all das ist. Dort darf alles gesagt, getobt, geschimpft werden. Manchmal kreieren wir diesen Raum auch zusammen, so nach dem Motto „lass uns mal so richtig aufregen“. Das tut sehr gut und oft gesellt sich das Lachen dazu.
Das, was ich sage, kommt aus verschiedenen Innenbereichen und ich weiß im Voraus nicht, aus welchen. Es spricht aus den Teilen, die gerade am meisten Bedarf haben. Wie dem feministisch-matriarchalen Flügel der ultraphantasiereichen Freigeister oder der alpennahen Splittergruppe der Spontan-Theatralischen. Sogar die Herzenskriegerin spricht immer mal in diesen Raum hinein, um das Zornespaket nicht überall hin mitzunehmen. 

Es gibt dort auch sehr scharfe Performances, wie zum Identitätsshopping oder wie es ist, wenn man inkompetent und korrupt, lobbygetränkt und hochpoliert als Kapitalmarionette Politik macht. Manchmal meine ich, dass ich es im magischen Empörungsraum dreimal mehr als in echt entladen habe und dann überholt das „echt“ halt doch schneller als gedacht meine Performance. Es ist ein seltsamer Raum und er ist von großer Bedeutung, weil ich dann meine Haare nicht dauernd raufen muss und immer zerwuselt aussehen würde und auch für sonst ist er gut.