Altäre im Haus, lebendige Orte, sowas wie Türen oder Brücken in andere Ebenen, um uns mit anderen Weisheitsquellen zu verbinden. Schwellenräume, Erinnerräume, Grenzorte. Wenn es ganz stürmisch wird in meinem Leben oder in der Welt, setze ich mich zum Hausaltar und rede mit den Spirits. In Zeiten wie diesen bin ich öfter dort. Ich erzähle ihnen, bitte um Schutz und um hilfreiche Antworten, um ihre Unterstützung und noch so einiges. Das beruhigt mich. Unsere Verbindung schläft manchmal etwas ein und wenn ich sie aktiviere, dann merke ich, wie gut es tut. Kraft tanken, andere Weisheitsquellen spüren, ruhig werden …
Wenn ich aus den Alltagsbewegtheiten austrete und in Tiefenschichten tauche, am Altar sitze, ändert sich mein Blick auf das Geschehen. Meistens. Dort gebe ich mein Anliegen in das große Gewebe der Welt, des Universums. Manchmal höre ich Mythen, die von etwas ganz Neuem erzählen. Oder ich erahne etwas von heiligen Träumen.

Die Geisterhäuschen draussen locken Wildtiere an und der Küchenaltar mit Santa Muerte und der Lebensfreude erinnert mich beim Kochen daran, dass ich eingebunden bin in den großen Tanz von Leben und Tod.
Manchmal sind die Schreine nur streichholzschachtelgroß. In Asien gibt es ja überall Altäre, in Tempeln, in Küchen, Cafés, Restaurantes, an Strassenkreuzungen, in Läden, vor der Haustüre, am Strand … überall. Sie sind Teil des Alltags, Teil des ganz normalen Geschehens. Davon inspiriert, sind jede Menge Altäre entstanden, in der Küche, im Arbeitsraum ein Musenkussaltar, vor der Haustüre ein kleiner Schutzaltar, ein Altar für die Katzen. Elsa findet, das sei der wichtigste überhaupt und er könnte ausgebaut werden. Samt täglichen Offerings von Lieblingsspeisen für Katzen. Sie würde sich bereiterklären, als Abgesandte der Katzengöttin, die Geschenke zu verspeisen. Das ist noch nicht zu Ende diskutiert.
Ich liebe ganz individuelle Altäre, mit allen Brüchen, mixed, so wie wir eben auch leben. Der Gartenzwerg neben der Tara, ein Ahnenbild mit den Wölfen, die Weltenmutter aus dem Altai und das Plastikglücksschwein von der Dorfwirtin, Dollarnoten und ein Knochen. Die Altäre müssen niemandem gefallen, sie brauchen nicht schön sein und niemand ausser mir muss sie „lesen“ können.

Fotos von Jan Rickers bei mir zu Hause