Eine bayrische Gebetsmühle

Gebetsmühlen finde ich praktisch und ich mag den Klang. Sie im Vorbeigehen bewegen, den Gebeten zuhören wie sie sich mit dem leisen Rattatatatat hinaussingen. Jede hat ein eigenes Lied, ein eigenes Gebet.
Praktisch finde ich sie wegen meiner Vergesslichkeit. Zum Beispiel die Gebetsmühle für die wilden, freien Wege. Für das alte weise Lachen. Für die hohen Flüge und die tiefen Wurzeln. Fürs Erinnern an mein kostbares, wildes Selbst. Dafür will ich wirklich gehen und doch entfällt es mir im Alltagsgeschehen ganz schnell. Da helfen auch keine Notizzettel, denn die blende ich nach Kurzem aus.

Deshalb habe ich mir eine bayrische Gebetsmühle machen lassen, die vor der Haustüre hängt und die ich immer beim Hinausgehen in die Welt und beim Heimkommen drehe. Dann höre ich ein Erinnerlied und sowas wie klingende Samen, die in alle Winde fliegen, auf dass mir das alte Feuer tiefe Heimat sein möge.
Eigentlich bräuchte ich ganz viele Gebetsmühlen, nebeneinander bis zur Gartentür. Das wäre wirklich praktisch.