Winterstürme

In die Wintersturmkraft hineingehen. Der Wind ist schneidend, scharf. Es braucht Kraft und einen starken Atem. Halte ich dem Wind stand? Biegsam und stark? Winterwind fragt ab, ob ich gut vorgesorgt habe – gute Kleidung, gut genährt, sicher unterwegs, all das. Winterwind rüttelt an, ist mächtig und es braucht Energie, um draussen im Wind zu sein. Eisige Nordwinde lassen mich wissen, wie schnell ich verlorengehen könnte, wenn es mir an Reife fehlt. „Wenn Du Deinen Sommer gut gelebt hast, wird der Winter gut zu Dir sein.“ Das habe ich in jungen Jahren in die Küche gehängt. Wer weiß – die … Winterstürme weiterlesen

Die Percht

In der Verbindung mit der mächtigen alten „Göttin zwischen den Welten“, in den Rauhnächten, beim Perchten, lässt sich ein Hauch mehr von Wandlung, von Übergängen, von Winterweisheit erahnen. Die Percht ist eine Seelenbegleiterin – hinüber über die Schwelle, ins Ahnenfeld, auf die Traumpfade, im Fieber, in einer Trance. Sie begleitet uns auf den Wegen ins Leben und hin zur Tödin. So wild sie übers Land fegt, so mild ist sie zu allem, was gestorben ist oder sterben will. Sie nimmt sich der gestorbenen Kinder an und wandert mit dem langen Zug der Seelchen durchs Winterland. Dazu gehören auch unsere gestorbenen … Die Percht weiterlesen

Die Schönheit gegangener Wege

Kintsugi – die japanische Kunst, gesprungene oder zerbrochene Keramik zu reparieren. Ein langer Lebensweg heisst, dass hier und dort was abgeblättert ist, ein Riss, eine alte Wunde. Das Leben hinterlässt Spuren. Wie bei einer Teeschale oder einem oft benutzten Gefäß aus Porzellan. So etwas zu reparieren bedarf einer Kunstfertigkeit und der Wertschätzung. Kintsugi ist die Kunst, die wir uns für die Verwundungen und Risse unseres Lebens zueigen machen könnten. Sie versucht weder den Riss zu leugnen, noch ihn zu verbergen. Ganz im Gegenteil. Er wird mit Gold hervorgehoben. Wie geehrte, sichtbare Linien auf Lebenslandkarten, wie die schönen Falten in alten … Die Schönheit gegangener Wege weiterlesen

November-Begegnungen

Etwas erfahren, spüren, es verinnerlichen. Verben und Adjektive gefallen mir dazu gut, wie sich verjahreszeiten oder verwettert sein. Hinausgehen bei Wind und Regen, um einzutauchen in den alten Herbst. Das Unwirtliche in mich hineinkriechen lassen, die klarer werdenden Konturen in mich aufnehmen, dem rauheren Gesang des Windes lauschen. Auf den Spuren der Herbst- und Winteralten. Sie zeigt sich, im Stein, im abgebrochenen Baumstamm am Weg neben der Straße … Sie ist ganz nah. Und wenn ich verweile und wirklich eintauche und den Wind an mir rütteln lasse, dann beginnt sie zu erzählen. November-Begegnungen weiterlesen

Herbstalt

Diesen Winter will ich der Winteralten Bilder und Worte geben und auf ihren Spuren durchs alte Herbst- und Winterland wandern. Innere Bilder kommen lassen, zu Beginn der Spinnstubenzeit einen schwarzen Fetzenmantel genäht, alte weise Frauenwege erinnert … Ich war am Hollerbusch, leise, lauschend – wie der magischen Geschichte von Modron, der Roten, die ihren Zauberstab zu Samhain unter den Holunder legt und von Cailleach, der Winteralten, die ihn aufnimmt, weil ihre Zeit beginnt. In die erste Frühlingsahnung hinein wird sie ihn unter den Holunder legen, zu den Steinen gehen und Brigid nimmt ihn auf. Stabübergabe. Für einige Monate ist es … Herbstalt weiterlesen

Vom guten Zeitpunkt

Für was ist es gerade die richtige Zeit? Wie gut gehe ich mit Kairos – dem Spüren und Wissen wann es für was die Zeit ist? Wenn ich zum Beispiel tief im Westen bin, dann ruft alles nach Rückzug. Dann will ich träumen und ruhen und nach innen schauen. Dann bin ich langsam und horche viel. In unserer Zeit kann ich nicht einfach in die Wälder gehen und dem Westen den ganzen Raum geben und die Zeit, die es braucht. Zumal ich es ja dort draussen abwarten müsste, wann die Westzeit gerundet ist. Wenn dann Nordstruktur gefragt ist, etwas getan … Vom guten Zeitpunkt weiterlesen

Ahnenfest

Feiern, uns bemalen, zusammen kochen, speisen und ruhen, tanzen und unterwegs sein. Santa Muerte begrüßen und in die Weite des Ahnenfeldes hineinhorchen, hineinschwingen – von den dynastischen Ahnen zu den Naturahnen, den mythischen, den Ahnen der Träume und denen der praktischen Ideen. Ich spüre meinen Ahnenfluss die Isar und erinnere die Geschichten vom Lankesberg. Buche und Wölfin sind da und Oma Wetterwachs, die Tara und die Erfinderin der Spätzlereibe. Ihre Namen singen, am sich drehenden Mühlenrad eine Kerze entzünden, dem Rad des Lebens zuschauen, zur Schönachquelle, dem Ursprung gehen und ins Zwielicht hinein besondere Geschichten herholen, die ich mit den … Ahnenfest weiterlesen

Einsatz

Mit den Winden gehen, klug den Routen des Lebens folgen – das ist die Weisheit unserer uralten nomadischen Menschenseele. Es gibt Zeiten, da ist Einsatz gefragt. Da gilt es, nicht zu diskutieren, ob ich bereit bin oder erst später und mich im Hadern verstricke, da braucht es den Sprung in den Einsatz. Den Moment packen. Wenn der Streunerkater in der Not ist oder wer neben mir im Supermarkt hinfällt, dann bin ich gefragt. Dann ist es nicht Zeit, um zu knurren, weil ich was verschieben muss oder grad so gut im Flow bin mit dem Einkauf oder dem Malen. Im … Einsatz weiterlesen