Treffpunkte, Wegkreuzungen, Begegnungen, Feuer. Wo trifft sich wer, was wird dort gemacht, wann ist der richtige Zeitpunkt, wo der passende Ort? Ich klopfe meine Tage auf Treffpunkte ab. Heute und am Wochenende zum Beispiel in der Schweiz, in Wil, beim Council im Tipi und zur Mythenschöpferin.
Die Begegnungen in der alltäglichen Wirklichkeit finden an scheinbar banalen Orten wie Café, Dorfwirtschaft, Einkaufsladen statt. Heiliger Morgentreffpunkt mit dem alltäglichen Leben. Freundschaftsweben an den Feuern. Zu diesen Treffpunkten fahre ich sogar durch Schnee und Nacht, weil sie mir so kostbar sind.
Für die Begegnungen mit den Spirits, den Ahnen, Ortsgeistern oder anderen brauche ich andere Treffpunkte. Da gibt es die Altäre. Den Küchenaltar, den Ahnenaltar, den kleinen Reisealtar. Es ist an mir, die Treffpunkte aufzusuchen und sie lebendig zu halten. Manchmal verstaubt einer, daran merke ich, dass ich schon länger nicht mehr am Treffpunkt war und, dass es Zeit ist, ihn wieder zu aktivieren und zu hüten. Vielleicht hatte ich schon länger keine Begegnung mehr mit den Ahnen und der Treffpunkt will neu geschmückt werden. Die Altäre sind für mich gute Treffpunkte, um schnell hin und her zu reisen, um schnell in Begegnung zu gehen. Das dauert mit den Menschen auf der alltäglichen Ebene ja weitaus länger. Da wünschte ich mir oft, mich wohin beamen zu können, Raum ohne Zeit überwinden zu können. Als schwachen Trost nehme ich Internetplattformen als Treffpunkte. Sie entbehren nur leider der Sinnlichkeit und man kann dort auch nicht gut Brotzeit miteinander machen. Wenn ich wen treffe, dann mache ich gerne Brotzeit. Da bietet sich die Wirtschaft an, das Café oder der Altar. Am Altar speise ich auch gerne mit den Ahnen und den Spirits. Dann gibt es Spirit für die Spirits, Kekse und Kraftnahrung, ein Glas Wein für mich oder ein Schoki. Manchmal singen wir, dann wieder bekomme ich Antworten, Austausch, Belehrungen, Feiern, Beieinandersitzen, Heilen … Es ist den Treffen in der alltäglichen Wirklichkeit gar nicht so unähnlich.
Ich klopfe meine Treffpunkte und Feuer ab. Sind es genug, sind es zu viel? Kann ich sie nähren und hüten, habe ich Zeit, um sie regelmäßig aufzusuchen? Es braucht die Wegkreuzungen, um Freundschaften aufrechtzuerhalten, mit den Menschen, den Spirits, den Ahnen, den Tieren und Bäumen. Und Verweiledauer, wegen des Austauschs und der Brotzeit.
Wegkreuzungen – darüber habe ich in Frauenleben geschrieben. Wir gehen auf unseren Wegen, reiten über Pässe, segeln über die Weltmeere, wandern durch Herbstwald, ziehen unsere Spuren im Schnee. Manchmal begleiten wir uns für eine bestimmte Zeit. Viele Wege kreuzen sich. An den Wegkreuzungen unseres Lebensweges können wir uns entscheiden, uns zu begegnen, uns wirklich zu treffen. Dann verweilen wir, sitzen miteinander am Feuer, tauschen Landkarten aus und Geschichten und heiligen sie. Vielleicht geben wir einander einen Segen mit auf den Weg, wenn es Zeit ist aufzubrechen. Und wer weiss, irgendwann, irgendwo, auf einer Wegkreuzung werden wir wieder zusammensitzen und Brotzeit machen.
So könnten Begegnungen sein, ganz tief und leicht, behutsam, verbunden und frei.