Eine überraschende Heilwoche. Bei Lilia, die siebzig Jahre Erfahrung mitbringt und Tungaa aus der Mongolei. Beide Male erlebe ich wieder das selbstverständliche Eingebettetsein des Rituals, der Heilsitzungen, des Spirituellen in ganz Alltägliches. Bei Lilia höre ich unten Gespräche, das Klingeln des Telefons, Kochgeräusche – alles bei offenen Türen. Persönliches wird geredet und Einkaufslisten durchgegangen, während ich, eingewickelt, daliege und den Auftrag habe, ganz zu entspannen.
Tungaa, Nara und ihr Begleiter bereiten nachmittags das Essen vor. Dann die Einzelsitzungen. Die Küche hat keine Türe, die Alltagsgeräusche begleiten die Sitzungen, alles gehört zusammen.
Wir machen die Zeremonie abends im Essraum, der schöne, große Seminarraum bleibt leer. Dort, wo wir kochen, essen, Katzen füttern, Alltägliches miteinander teilen, da soll das Ritual sein. Am Kachelofen, auf den Esstischen. So kenne ich es von den Reisen und es ist auch ein bisschen so wie in der Jurte. Schnelle Wechsel, das Trommeln kurz unterbrechen für Anweisungen, ganz schnell wieder drin sein und in Trance gehen. Tungaas Ahnengeist gefällt mir, er ist witzig, manchmal lacht er schallend. Eindrücklich ist es, wie Tungaa die Geister des Landes, ihrer Ahnen, des Ortes, der Himmel anruft und wie kraftvoll ihre Trommel ist. Zeit hebt sich auf, es geht in die Nacht, unsere Spirits sitzen miteinander am gedeckten Tisch und speisen, bis Tungaa sie wieder verabschiedet. Kaum ist die dreistündige Zeremonie zu Ende, bringt Nara die Teigtaschen in die Küche und es wird gekocht. Alle haben am Nachmittag mitgekocht und so ist unser Nachtessen köstlich, erheiternd.