Das zweite Klassentreffen in diesem Jahr, diesmal vom ganzen Abiturjahrgang. Ich könnte Ähnliches schreiben wie zum Grundschulklassentreffen. Weil es nicht ganz so lange her ist, gibt es mehr Schnittmengen. Ich merke, dass mich die Veränderungen am Meisten interessieren, die Brüche. Wer hat sich wo wirklich verändert, ist mutig in neue Länder gegangen und in etwas hineingewachsen, das mich staunen lässt. Wo sind all diejenigen, die auf dem Weg zum Abitur durchgefallen, weggegangen sind? Und die „Gestrandeten“?
Ich merke, wie stark ich einfordere, dass andere bereit sind, Bilder, die sie von mir haben, zu verändern, wenn sie nicht mehr passen. Und ich, bin ich dazu bereit? Oder halte ich lieber an den bekannten, einmal gezeichneten Bildern von anderen fest?
Habe ich leere Leinwände oder die Bereitschaft, Pinsel und Farben zu nehmen und immer wieder etwas neu in das Bild von Menschen zu malen, die ich meine zu kennen? Neue Schichten, neue Häute anzulegen, vielleicht eine Vergrößerung des Bildraumes vorzunehmen, das verunsichert manchmal, weil dann nicht mehr klar ist, wer vor mir steht. Und Arbeit ist es auch, es braucht das genaue Hinschauen.
Ich freue mich über diejenigen, die das Bild, das sie von mir hatten, immer wieder erweitern. In diesen Begegnungen ist es lebendig und leicht, da darf ich wachsen, weit sein und es gibt die Erlaubnis, auch morgen nochmal anders zu werden. Fühlt sich einfach gut an.
