Dem eisigen Winter zollen die Leute hier großen Respekt. Die Alten vom Dorf sind froh, „gut so,“ sagen sie,“es braucht die Kälte.“ Man weiß damit umzugehen. Die Wildtiere werden unterstützt, Vögel, Scheunenkatzen, Greifvögel. Die Filze auf der Bank vor dem Haus werden von den wilden Katzen aufgesucht, die anderen machen keinen Schritt vor die Haustüre. Buntspecht, Gimpel und die Meisen sind zum ersten Mal in diesem milden Winter Gäste. Ich rücke näher an den Ofen und suche in den unbewohnten Häusern Eisblumen. Innenreinigungszeit, Vorbereitung für den Frühlingsaufbruch.
Schlittschuhlaufen auf dem zugefrorenen Dorfweiher. Erinnerungen an Julika, die mich immer gelockt hat, nachts mit ihr im Mondschein Schlittschuh zu laufen auf dem Eglsee. Das Lachen der Kinder nachmittags, Dorfwinter wie auf einem von Brueghels Bildern, das lustvolle Rückwärtsfahren, das Geräusch der Kufe, das Prickeln, wenn es fast metallen kracht und sich ein Riss im Eis entlangzieht.
Die Winterbilder sind so wichtig wie die Sommergeschichten. Es braucht die Balance. Weil es so klirrend kalt ist, öffne ich die Dosen mit den eingemachten Sommergeschichten. Das Vorratslager wird bis Frühlingsbeginn reichen. Die Winterbilder besinge ich und lege sie in den Schnee und die Kälte zu den Filzen. Dann werde ich einige in eine extra dafür gemachte Schachtel legen und mich an lauen Sommerabenden vom Winterduft erinnern lassen, wie wichtig es ist, meinen Sommer gut zu leben.