Beim Filmschneiden und Seminarvorbereiten liegt das Thema Zeit auf dem Tisch. Wie ist meine Beziehung zur Zeit? Ich hangle mich an Zeitlinien entlang, wähle Zeitlupe, ordne Zeitabläufe neu zu, nutze den Zeitraffer und gehe in Joanna Macys Tiefenzeitbelehrungen. Da geht es darum, wieder heimisch zu werden in der Zeit.
Ich erkunde unser kollektives, geschrumpftes Zeitempfinden, wie Tempo und Dichte alles eng werden lassen und meine Poren verstopfen. Wie schnell muss ich Entscheidungen treffen, viele, gewichtige, dauernd, ohne Zeit für eine Überprüfung zu haben.
Bei den langen Filmspuren komme ich auf die großen Zeitbögen. Im Augenblick heimisch sein, das gelingt immer öfter, im großen Zeitgefüge beheimatet sein, ist verlernt oder noch nie wirklich gelernt. Ich habe meinen Atem, der mich mit den Wesen der Vergangenheit und denen der Zukunft verbindet. Mit dem Atem dehne ich mein Zeitfeld, während ich weiter Filmschnitte mache.
Joanna erzählt vom Tanz mit der Zeit.
Wieder heimisch werden in der Zeit, ihr nicht entrinnen wollen oder ihren Fluss anhalten oder sie für unwirklich erklären. Mit ihr tanzen, mich ihren gewaltigen Wogen überlassen, durch die Äonen.
Mit Ehrfurcht, in tiefer Verbindung.
Was das bedeutet, davon habe ich nur ein Flunserl von Ahnung und vielleicht nicht mal das.