Frei und gemeinschaftstauglich

Clans, Stämme, Tribes, Gemeinschaften – ich habe gesammelt, auf meinen Reisen. In Kirgistan bei den NomadInnen, in Aotearoa-Neuseeland bei den Maori oder in Kanada bei den Haida. Zugeschaut habe ich und gesammelt, was ich für gute Werkzeuge, Methoden erfahren habe. Ich sammle, weil ich selber einen recht spärlich bestückten Werkzeugkoffer habe, als eine, die hier aufgewachsen ist.
Das bisschen habe ich von meiner Familie. Ich bin in einer Großfamilie aufgewachsen, in der ich mich aufgehoben und frei gefühlt habe. Ich habe in einem großen Menschenhaus gelebt, das warm und unkonventionell war, in dem wir gefördert wurden und gut versorgt waren.

Es gibt wohl viele Bedenken, dass wir in Gemeinschaften nicht mehr so sein dürfen, wie wir wollen. Dürfen wir das denn jetzt? Wie individuell darf ich denn sein? In der Schule, der Kleidung, in der Lebensform? Ist es wirklich so frei, jetzt, hier? Ich muss zum Beispiel sesshaft sein. Meine Gypsy-Freundinnen können nicht einfach in ihren Zirkuswägen leben, für die vom fahrenden Volk gibt es wenig Freiheiten. Ich habe mal mit dem Gedanken gespielt, staatenlos zu sein, Indie Nation. Independent. Das wäre ab dann mein Lebensthema, weil es so viel Ärger gäbe und das mit dem Reisen wäre auch vorbei. Also jenseits.

Katalina entwirft schon Lebensgemeinschaftspläne. Sie möchte mit welchen zusammenleben, die über längere Zeiträume ruhig liegen können und gleichmäßig atmen. Sie brauchen das nicht immer tun, es braucht nur die Befähigung und die Bereitschaft dazu, falls sie sich auf eben diese Menschen drauflegt. Welche, die häuslich sind, keine Reisen machen und gerne Leber essen. Oder gerne Leber kaufen. Die Anzahl der Menschen sei ihr egal, sagt sie, bei Tieren bräuchte es Hunde und Katzen nicht. Ein Schwein hätte sie gerne und Pferde. Davon viele. Und ihre Kompromissbereitschaft wäre nicht besonders groß, deshalb mag sie Konsensentscheidungen. Wenn sie Nein sagt, dann geht es nicht.

Gemeinschaften, Angst und Hoffnung? Früher war es ein spielerisches Tümmeln in Kommunen und Wohngemeinschaften. Das Älterwerden könnte wieder etwas von der Lust auf Gemeinschaft bringen, ohne zu wissen, wie es gehen kann. Wie gemeinschaftsfähig bin ich denn? Ist Pippi Langstrumpf zum Beispiel gemeinschaftstauglich? Ich finde sehr.
Es will gelernt sein. Ich will es wählen und mitgestalten können. Ganz Ich sein und ganz Teil der Gemeinschaft. Warum sollte das nicht gehen. Es wird Arbeit sein, klar, es braucht ein behutsames Annähern, ein Hineinwachsen, organisch, prozesshaft. Ich will dafür gehen und das Bild nähren.