Mein Platz

Meine Lebenswege haben immer damit zu tun gehabt, weiter und tiefer und wahrer die zu werden, die ich bin und immer mehr Meines zu machen und auch meinen Platz einzunehmen. In tragenden Gemeinschaften braucht es alle, Träumende, Heilkundige, Lehrende und Älteste, welche, die die Kunst des Zuhörens verstehen und welche, die mit Tieren und Pflanzen sprechen. GeschichtenerzählerInnen, Reisende, Forschende, WegbereiterInnen, welche, die bewahren und die, die erneuern und noch vieles mehr. Es braucht all die verschiedenen Gaben. Und klugerweise wertschätzt eine Gemeinschaft auch all die unterschiedlichen Befähigungen. Aaaaaaaah, da beginnt es zu haken.

Ich bleibe mal bei den Ältesten. Sie fehlen. Sie, die initiieren, die ihre großen Lebenswege teilen und zur Verfügung stellen, die gefragt werden können. Und dann wundern wir uns, wenn sich Jugendliche selbst initiieren.
Ich bringe jetzt etwas aus meinem Buch Kunst-Magie-Heilen hierher, weil es etwas für mich sehr Wichtiges beschreibt:

In heilen Gesellschaften trägt das Netz. Es trägt, weil es an wichtigen Knotenpunkten Menschen in bestimmten Funktionen gibt. Das Netz unserer Gesellschaft ist so gefährlich löchrig, weil sie fehlen. Hier kommen die Duct-tape-Leute ins Spiel. Klebeband-Leute. Gewebebänder werden in Notfällen eingesetzt, in der Wildnis, wenn etwas gerissen ist, löchrig, instabil. Duct-tapes sind so stabil, dass sie eventuell das Überleben sichern können, denn sie tragen zumindest bis zum nächsten Basiscamp. Duct-tape-Älteste zum Beispiel würden die Funktion von Ältesten übernehmen, wenn es keine wirklichen Ältesten gibt, sie aber dringend benötigt werden. Es ist wesentlich schwieriger, in einer Funktion zu sein, in die wir nicht hineingewachsen sind oder in die wir nicht initiiert wurden. Es erfordert Mut und Beherztheit, in eine Duct-tape-Rolle zu gehen und in dieser Verantwortung zu übernehmen. Wenn wir beispielsweise eine Gruppe von Kindergartenkindern herumirren sehen, werden wir nicht so sicher und gut mit der Situation umgehen wie eine Kindergärtnerin und dennoch ist es für die Kinder besser, eine Duct-tape-Kindergärtnerin zu haben als gar keine. Die Situation wird herausfordernder sein, anstrengender ob der Ungeübtheit und deshalb verdient es Respekt und Würdigung, weil wir bereit waren, einen wichtigen Platz einzunehmen, Verantwortung zu übernehmen. Ich erlaube mir und allen anderen dabei Fehler zu machen, nicht perfekt zu sein und mich zu ehren dafür. Das fühlt sich ziemlich neu an.
Und jetzt der Katalinensenf:

„Und ich, ich bin hier das Dauergewebeband. Spiegel, Medizinkatze, Kasperl, Einschläferin, Reinigungshinweiserin, alles. Ich ducttape alles. Einfach so, weil ich so vielbegabt bin und auch so großzügig. Ich schreibe keine Rechnung, ich werde nicht überheblich, ich sehe sogar darüber hinweg, dass meine Einkaufszettel ignoriert werden. Ich mache noch nicht mal Workshops und baue mir auch keinen Thron. So richtig gut finden tue ich mich natürlich schon.“

Hoppla, da oben ist das Tantenbild in anderen Farben entstanden. So schnell lösen sich Richtlinien auf.
Duct tape – könnte ein neues Schmuckstück werden.