Gespürte Gemeinschaft

Katalina hat sich auf einmal wieder gemeldet, sie fragt nach der Körperlichkeit vom Clan. Wenn ich von den Seminarausflügen und Reisen zurückkomme, dann freut sie sich und ihr kleiner Gemeinschaftsgeist will spielen, Spass haben miteinander, jagen, was erleben und vor allem einander sehr körperlich spüren. Dann schläft sie im Bett, kuschelt sich her, putzt mich, will gekämmt werden, die Pfoten in die Hand legen und intensivst Körpernähe erleben.
Eine kurze Freundschaft mit Maimai, einem Affen, hat mir gezeigt, wieviel Freude es macht, sich gegenseitig zu lausen, Fellpflege füreinander zu machen. Das Grooming hat unseren Kontakt sehr beflügelt. Eigentlich hat mir Maimai erst dann ihre Freundschaft angeboten.
Zu Gemeinschaft gehört das körperliche sich Spüren, berühren, im Rudel schlafen, dem Atem und Herzschlag lauschen. Im Council gibt es das Bild, dass alle so lange ins Feuer schauen, bis es einen Herzschlag gibt. Dann erst kommt der Redestab aus seiner Höhle und das Sprechen beginnt.
Die Tiere lehren es uns. Stupsen, sich anschmiegen, sich putzen, aneinander gelehnt dastehen. Viele soziale Botschaften, Annäherungen, Entspannungen gehen über den Körper. Das ICAMOA-Feuer mit Inga und Mea, das wir seit über fünfzehn Jahren hüten, ist so ein Körperfeuer. Es hat damals die Widmung bekommen, ein sinnliches Wohlfühlfeuer zu sein.


Vielleicht reden unsere Gemeinschaften zu viel, diskutieren zu lange, vielleicht wären die Abenteuerreisen der Körperebenen heilsam. Absichtslose Zärtlichkeit, liebevolle Berührung, selbstverständliches Daseindürfen von vielem – von Schlafgeräuschen, von alternden Körpern, von Gebrechlichkeiten. All das ehren, schön finden, dazugehörig, es halten, berühren, all dem Geborgenheit geben. Sanftes Berühren der Narben, Nacktheit zeigen und wissen, dass sie behütet ist. Haut- und Fellduft, gemeinsamen Atemrhythmus finden, nachts den Tönen zuhören. Da liebe ich Gemeinschaften aus Tieren und Menschen sehr, da ist all das gleich viel näher und selbstverständlicher, da werde ich freudig Teil des Rudels.

„Hör auf zu schreiben,“ sagt Katalina, „hol den Kamm und lass uns draussen in der Sonne dösen.“ Sie legt ihre Stirn an meine, gurrt ganz leise und lockt mich.