Überraschenderweise kommen weiterhin Schrättlis. Die Technik sei ihnen egal, sagen sie. Es bräuchte sie weiterhin, die MeisterInnen der verrückten Weisheit oder die verrückten MeisterInnen, so oder so ähnlich jedenfalls. Je mehr das Weltchaos Fahrt aufnimmt, desto mehr bräuchte es sie.
Ich tue mir nicht leicht, die Energie unseres Planeten zu tanzen, die Veränderung heißt. Auch im höheren Alter nicht, nicht mal bei so ungefährlichen Aktionen wie Zeichnen.
Sie sind nicht salonfähig und als Systemverstörende möchten sie mich und meinen Ausdruck befreien. Die entgrenzte Linie würde mir den Weg in neue Gebiete zeigen. Weiter geht´s, sagen sie, Kriksel, Skrizzel, minimalistisch befreiter Ausdruck. Minutenbilder machen, fertig. Immer weiter krikseln. Überall krikseln, alles vollskrizzeln. Schnell, gedankenfrei, hingeworfen. Sie gefallen sich. Auf einmal soll es schnell gehen. Da meditiere ich rum, übe Achtsamkeit und das Verweilen und schon bekomme ich genau das Gegenteil als Auftrag. Hauptsache schnell, heißt es. Graphitlinien und Wachs. Auf Farben verzichten, weil das nur aufhält. Pur und schnell. Nicht bedacht, auf keinen Fall, Achtsamkeit beiseite lassen, Gas geben. Serien auch noch. Ganz schnell ganz viel produzieren, eines nach dem anderen. Auf einmal ist genau das das Ideal.
„Hau die Bilder runter, schnell noch eines, nicht genau hinschauen, egal wie es aussieht.“ Es beunruhigt mich etwas, das Unerwartete, Unvorhersehbare im nicht mal richtig Hinschauen. „Bleib in Bewegung. Weiter zum nächsten, skrizzeln, Blattwechsel, Liniensalat, krakseln, weiter, neues Blatt.“ Der wilde Strich gerät manchmal ausser Kontrolle. Aber Kontrolle ist eh eine Illusion und die Linie macht, was sie will. Bedeutung verliert sich. Menge ist wichtig. Quantität. Die Qualität ist völlig egal. Das Einzelne ist nicht wichtig. Wegen der Zügigkeit wird es gedankenbefreit. Es trägt wie ein schnelles Boot hinter alle Gedanken und Konzepte. Dem Kopf geht das zu schnell, er kommt nicht mehr mit und blendet sich aus. Das Schnellboot Skizze trägt in seltsam lautlose, ruhige Gefilde.
Erst später wahrnehmen, was entstanden ist. Dann bauen sich Gedanken auf und die Geschichten erzählen sich langsam aus den Bildern heraus. Der Kontakt zu Gegenständen ist wohl wichtig und Begegnungen mit anderen, auch mit Tsukumogami, mit denen sie sprechen und tanzen, wie ich.
Die Blätter und Schrättlis stapeln sich. Sehen sie alle gleich aus? Auch egal. Aus unerfindlichen Gründen ist auf einmal eine Landschaft dazwischen.
Was tun mit all den Bildern, den Schraten? In die Wälder bringen? In den Wind hängen und die Poesie des Unvorhersehbaren hinauswehen lassen? Auswildern am Ende der Welt?
Auf Parkbänke setzen oder in Cafés?