Humor weiblich

Die lachende Frau

„Die lachende Frau,“ das ist viel komplizierter als nur „Lachen“. Da sind wir wieder bei der Frage, wer über was oder wen lachen darf. Frauen über Männer? Über Macht und Machthabende und das, was sie tun und sind?

Es ist doch so, dass normalerweise Frauen die Witze machen, den humorvollen Input geben und Männer darüber lachen. Wenn jemand den Lebensunterhalt mit Humor verdient, dann sind es Frauen. Sie haben auch weniger Sorge, sich lächerlich zu machen oder anzuecken. Im Kabarett sehen wir hauptsächlich Frauen und wenn man Clowns sagt, dann denken alle sofort an Frauen.
Natürlich nicht. Alle Forschungsergebnisse widersprechen dem.

Lachen – Sprengkraft, Befreiung, Macht, Souveränität … wenn sich Frauen all das zueigen machen, dann wird es brisant. Deshalb gibt es auch so wenig weiblichen Humor im öffentlichen Raum. Clownfrauen, Kabarettistinnen, Hofnärrinnen, alle waren und sind sie gezählt. Wenn die Machthabenden schon kritisiert und belacht werden, dann wenigstens von Männern. Frauen, die dem System entgegenlachen, ihm lachend ans Bein pinkeln und den Finger in die soziale Wunde legen, sind rar. Es ist nicht erwünscht, geschweige denn gefördert.

Die lachende Frau

Radikale, humorvolle Frauen, die über gesellschaftliche Grenzen gehen, die neue Bilder von sich und der Welt entwerfen, die entlarven, schöpferisch und frei, sie kennen den scharfen Gegenwind. Was, wenn wir uns schamlos einfach nicht fügen, wenn wir gewaltige Veränderungen wagen, wenn wir uns lachend und uns selbst gemäß der Ordnung widersetzen? Frauen als gewürdigte Law-Outs, als Anarchietänzerinnen, Widersacherinnen, geheiligte Rebellinnen? Wir könnten die wenigen Alten von ihnen erinnern, die Lebenden besuchen und in die Zukunft investieren, indem wir uns etwas von dieser Medizin zurückholen. Sie gehört zu uns, immer schon.

Die lachende Frau

Humor weiblich – das ist eine andere Perspektive, wahrscheinlich ein anderer Humorstil. Gut, wenn wir uns die Verbote anschauen, durchschauen, die Sanktionen und Maßregelungen, die mit Lachen zu tun haben. Zum Beispiel dies: „Türkei, Juli 2014Frauen sollen in der Öffentlichkeit nicht mehr lachen | Lautes Lachen verträgt sich nicht mit der Tugendhaftigkeit türkischer Frauen. Dies findet Bülent Arınç. Er ist Stellvertreter Erdoğans.“ 21. Jahrhundert, Europa, nicht meine Erfindung, Tatsache.

Es hätte ja auch in unserem Schulzeugnis stehen können: „Wir freuen uns über dieses unverschämte Mädchen und ihr lautes Lachen.“ Im Brief an unsere Eltern stünde dann: „Gratulation, ihre Tochter sagt lachend, klar und unverblümt die Wahrheit. Das wissen wir sehr zu schätzen.“

Die lachende Frau

Wenn das Lachen, der Humor, die heiligen Clownfrauen, die wildweisen Närrinnen so gefährlich sind, dann los. Dann fangen wir den Wind, der das Lachen in sich trägt in unseren Segeln und holen uns als Freibeuterinnen so viel davon, wie es nur geht. Mit den Schatzkarten des Lachens durchstreifen wir jede Insel, Schiffe mit Humorladung werden geentert. Lasst uns die verschlossenen Medizinschränke öffnen und die Humor-Depots hemmungslos plündern. Das wäre eine klassische Stealing-Fire-Story, in der wir unser Feuer, unser Lachen zurückstehlen, etwas, das uns rechtmäßig gehört. Es braucht Beherztheit, Mut, Verbündete, Mutterwitz, Tricksterqualitäten, keine falsche Scheu.
Wie wohl das Lachen der Piratin über den Weltmeeren klingt, wenn sie mit ihren Schätzen nach Hause fährt? Und was es dann macht mit unseren Leben?