An Hua danzn

An Hua danzn

An Hua danzn (Den Hua tanzen) – zum Film

Der Hua ist ein Frühlingstanz, ein Weißtanz, ein Geheimnis- und Hütetanz. (Für diejenigen, die neu hier sind – ich erfinde Bräuche, um das Brauchtum zu erfrischen.)

Der Brauch geht so: Alle machen ein Weißbild mit einem geheimen Wunsch. In manchen Gegenden wird ein rundes Papier genommen, andernorts nimmt man ein rechteckiges oder quadratisches Blatt. Mit weißer Farbe wird symbolhaft der geheime Wunsch aufgemalt. Das Bild ist wie ein Wunschsame. Es wird auf die Erde gelegt, verkehrtherum, so, dass es die Erde lesen kann. Dann bekräftigt man es, indem man darauf tanzt. Die anderen bezeugen es. Alle tragen festliche Kleidung und tanzen ihren Hua, der sehr frei ist, je nach Wunsch.

Bei diesem Brauch geht es auch um das Hüten eines Geheimnisses. Das kann schwierig sein. Die Kraft des Hütens von Geheimnissen ist von besonderer Bedeutung und Notwendigkeit, in einer Zeit, in der alles ins Öffentliche, auf die Bühne, in die Sozialen Medien drängt. Das Hüten hat eine große Kraft. Nur so gedeiht vieles. Das ist wie bei Pflanzen, sie dürfen nicht zu früh rausgesetzt werden, weil sie noch zu zart sind für die Frühlingsstürme, den letzten Schnee und eisige Kälte. Sie würden dem nicht standhalten. So ist es auch mit vielen Ideen und Träumen, mit Wünschen, Visionen und geheimen Geschichten. Der Hua fordert genau das ein – im Stillen, Inneren, Geheimen für etwas zu gehen und es gut zu hüten, bis die Zeit reif ist und es kräftig genug ist, um in die Welt gesprochen zu werden. Manche sagen nie, was für einen Hua sie getanzt haben, andere erst nach Jahren.
Zum Hüten gehört auch, auf das eigene Blatt aufzupassen. Einmal haben zwei Frauen ihre Blätter verwechselt. Dann hat eine, der Geld wurscht war, im Lotto gewonnen und die andere hat eine große Liebe gefunden, obwohl sie schon eine hatte. Das gab etliche Turbulenzen.

Der folgende Teil ist für alle, die Brauchtum erforschen. Das mit dem Hua danzn hat eine recht eigene Geschichte. Den Porzellanteil habe ich nicht erfunden!
An Hua hat vor langer Zeit den weiten Weg über die Seidenstraße von China nach Bayern gefunden. Dem Brauch liegt eine spezielle Porzellanherstellung im alten China zugrunde mit differenzierter Symbolik. Botschaften wurden darüber ausgetauscht, das Geheimnisvolle beschrieben. Auf die weiße Grundierung wurden mit weiß geschlämmtem Ton Symbole oder Schriftzeichen des Geheimen aufgemalt und eine weiße, leicht transparente Glasur darübergelegt – weiß auf weiß. Nur für die, welche das Geheimnis kannten, war es noch identifizierbar, alle anderen sahen nur, dass etwas da war. Es war eine magische Handlung. Das Verfahren hieß An hua. Als man das in Bayern gelesen und ausgesprochen hat, an Húa, bayrisch eben, dachte man, es handle sich wohl um einen alten bayrischen Brauch. Vor allem wegen des Klanges ist es als hiesig eingestuft worden. Wie es in Bayern öfter mal vorkommt, hat man da was nicht so recht verstanden und anders gedeutet. So kam der Brauch des Hua-Tanzens auf.

Wie es bei Gemeinschaftsbräuchen so ist, haben einige mitgewirkt. Anke Rammé Firlefanz tanzend, Gustav Flohr technisch, Sabeth Yu sprechend und mit Infos aus dem Chinesischen, Ute Geuder mit Ideen und ich war für den Rest zuständig.