Witterung aufnehmen

Witterung aufnehmen

Es ist Herbst und die Ernte von mehreren Jahren ist eingemacht, in Form eines Buches, das von den Wegen der Wanderin im Grenzland erzählt. Über den Winter bekommt es noch Würze, wird gefeilt und verfeinert und wird im neuen Jahr in die Welt gehen.
Und nun? Wie soll es weitergehen? Es spürt sich an wie in einen Nebel hineingehen. Dort sind die Bilder unscharf und alles verflüchtigt sich. Ungeduld ist hinderlich und dennoch da. Die Nase in den Wind heben, Witterung aufnehmen. Es ist vage. Das ist meist so nach einer Ernte, das kenne ich. Spielen, Beliebiges hinwerfen, den Schritt aus allem Projekthaften heraus gehen – es ist leicht gesagt und Konzepte übernehmen schneller, als ich es merke. Manchmal hilft mir eine Begrenzung wie ein bestimmtes Format oder nur zwei Farben. Rosa und Grün im Quadrat und immer eine Linie, als Einstieg. Manchmal muss sich die lange Weile so intensiv ausbreiten, dass sich aus ihr heraus etwas gebiert. Weil es immer anders ist, gibt es keine Gewissheit, wie es gehen kann. Es ist wichtig, genau zu sein und ehrlich. Wo möchte ich mich selbst kopieren, wo einen sicheren Hafen ansteuern, wo etwas Vertrautes wiederholen? Wie lange kann ich es aushalten, bis sich das zeigt, was wirklich stimmt und getan sein will? Viele flirrige Ideen, Spuren, die sich im Sande verlaufen, Strohfeuer.
Das heisst, ich werde wieder etwas schreiben und zeigen, wenn meine Spürnase die Richtung gefunden hat. Es kann schnell gehen, es kann dauern. Irgendwas wird kommen, weil irgendwas noch immer gekommen ist. Das wird im Älterwerden wenigstens sicherer.